12/08/2025
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Nachhaltige Leadership-Programme: Wie moderne Führungskräfteentwicklung langfristig wirkt

In Zeiten hoher Komplexität verändert sich auch die Bedeutung von Führung. Es reicht nicht mehr, Entscheidungen zu treffen oder Abläufe zu steuern. Gefragt ist etwas anderes: Orientierung geben, wenn Sicherheit fehlt. Handlungsfähig bleiben, wenn der Druck steigt. Beziehung gestalten, auch unter Belastung.

Solche Momente sind Alltag. Führung findet nicht im Stillen statt, sondern im Kontakt – oft unter Druck, fast immer unter Beobachtung. Und was dabei wirkt, ist nicht nur Wissen, sondern Haltung. Nicht nur Strategie, sondern Selbststeuerung.

Moderne Führungskräfteentwicklung muss genau hier ansetzen. Nicht bei der reinen Vermittlung von Tools, sondern bei der Fähigkeit, in komplexen Situationen handlungsfähig, präsent und orientierend zu bleiben. Die entscheidende Frage lautet: Wie kann sich diese Fähigkeit entwickeln – und wie bleibt sie langfristig wirksam?

Leadership-Programme: Was moderne Entwicklung leisten muss

Führungskräfteentwicklung Leadership ProgrammeNachhaltigkeit in der Führungskräfteentwicklung bedeutet nicht, dass jemand nach sechs Monaten noch auswendig weiß, was in Modul 3 besprochen wurde. Es bedeutet, dass sich Verhalten verändert hat, auch unter realen Bedingungen. Dass neue Handlungsmuster abrufbar sind, wenn es darauf ankommt. Und dass Führungskräfte sich selbst so weit verstehen, dass sie in stresserzeugenden Situationen bewusst agieren, statt unbewusst zu reagieren.

Dazu braucht es Programme, die nicht auf kurzfristige Wirkung zielen, sondern auf langfristige Integration. Und das funktioniert nur, wenn verstanden wird, wie Veränderung im Menschen, also konkret im Gehirn, entsteht.

Was passiert da eigentlich im Gehirn?

Verhalten ist das Sichtbare. Aber darunter wirken neurobiologische Prozesse, die oft schneller entscheiden als jedes bewusste Nachdenken. In Situationen sozialer Unsicherheit oder emotionaler Dichte wird zuerst das limbische System aktiv: Es bewertet, schützt, sichert. Der präfrontale Cortex, zuständig für Selbstregulation, Impulskontrolle und Perspektivübernahme, wird in solchen Momenten oft gehemmt.

Das bedeutet also: Genau dann, wenn Führung am dringendsten gebraucht wird, sind jene Hirnareale weniger aktiv, die für reflektiertes Handeln notwendig wären. Impulse übernehmen die Kontrolle, alte Reaktionsmuster springen an. Der Handlungsspielraum wird kleiner, obwohl die Situation eigentlich mehr Weite bräuchte.

Nachhaltige Entwicklung muss bei der Fähigkeit, diese automatischen Abläufe zu erkennen, einzuordnen und zu unterbrechen, ansetzen. Wer das kann, bleibt handlungsfähig. Wer es nicht kann, greift auf vertraute, aber oft dysfunktionale Muster zurück. Deshalb reicht es nicht, zu wissen, was „gute Führung“ ist. Man muss sie, im wörtlichen Sinne, neu verknüpfen.

Lernen, das Spuren hinterlässt

Leadership Programme: Lernen das Spuren hinterlässtIm Gehirn entstehen dauerhafte Veränderungen nicht durch einzelne Erkenntnisse, sondern durch Wiederholung, emotionale Relevanz und soziale Rückkopplung. Wenn ein Mensch unter realen Bedingungen ein neues Verhalten erlebt und dieses als sinnvoll, sicher und wirksam speichert, beginnt ein Prozess neuronaler Umstrukturierung.

Es gilt also nicht nur Inhalte aufeinander aufzubauen, sondern Wiedererleben, gezielte Irritation und Reflexion zu erschaffen, ebenso, wie Räume, in denen Neues ausprobiert werden kann, ohne bewertet zu werden. Denn das Gehirn lernt plastisch, aber nicht beliebig: Es braucht Bindung, Kontext und Zeit.

Einzelne Trainings oder Coachings können wertvolle Impulse setzen. Doch damit sich neue Denk- und Verhaltensmuster auch unter realen Bedingungen abrufen lassen, braucht es begleitete Wiederholung und gezielte Integration. Nachhaltige Programme schaffen dafür den Rahmen. Sie unterstützen nicht nur Erkenntnis, sondern die allmähliche Veränderung neuronaler Routinen, die im Führungsalltag wirksam werden können.

Selbstführung als stabilisierender Kern

Selbstführung ist keine Disziplinierungsaufgabe, sondern neurobiologisch betrachtet die Fähigkeit, den präfrontalen Cortex aktiv zu halten, auch dann, wenn Stress die kognitiven und regulatorischen Funktionen des Gehirns einschränkt. Wer sich selbst steuern kann, bleibt differenziert, kann Emotionen regulieren und Perspektiven wechseln. Wer das nicht kann, handelt oft nicht falsch, aber eben dann unbewusst.

Nachhaltige Programme entwickeln deshalb nicht nur äußere Führungskompetenz, sondern innere Steuerungsfähigkeit. Sie stärken die Wahrnehmung eigener Stressmuster, fördern den Aufbau neuer Reaktionsweisen und machen erfahrbar, dass Präsenz unter Druck kein Zufall ist, sondern eine trainierbare Fähigkeit.

Diese Form der Entwicklung ist kein Selbstzweck. Sie ist auch Voraussetzung für den Bindungsaufbau und die Fähigkeit, klar zu kommunizieren. Denn wer sich selbst führen kann, bleibt auch in schwierigen Momenten offen für andere, ganz ohne sich selbst zu verlieren. Genau das schafft Vertrauen und macht Führung nachvollziehbar und stabil.

Was Programme leisten müssen, um wirklich nachhaltig zu sein

Leadership - SelbstregulationDamit Entwicklung langfristig wirkt, müssen Programme psychologisch sicher, biologisch anschlussfähig und sozial eingebettet sein. Es reicht nicht, nur Verhalten zu erklären, nein, es muss erlebbar gemacht werden. Es reicht nicht, nur Impulse zu geben. Sie müssen rückgekoppelt werden. Und es reicht nicht, Methoden zu zeigen, denn diese müssen mit der inneren Haltung der Teilnehmenden in Resonanz stehen.

Lernen geschieht dort, wo Reflexion möglich ist, aber auch Reibung erlaubt ist. Wo sich Verhalten verändern darf, ohne dass sofort Bewertung folgt. Und wo sich neue Einsichten durch Wiederholung verfestigen können. Nur unter diesen Bedingungen entstehen neue neuronale Verknüpfungen und nur dann wird Entwicklung zur gelebten Veränderung.

Programme, die das leisten wollen, brauchen nicht mehr Inhalte, sondern mehr Tiefe. Sie brauchen kein starres Curriculum, sondern ein kluges Design, das Übergänge zwischen Theorie, Erfahrung, Reflexion und Transfer ermöglicht.

Führung, die bleibt

Führung verändert sich und das schneller als je zuvor. Doch Entwicklung braucht Zeit. Wer heute führt, steht unter Druck, sichtbar zu handeln, aber unsichtbar zu wachsen. Programme, die dies unterstützen, müssen beides können: Verhalten begleiten und Haltung stärken.

Die Neurobiologie zeigt klar, was es dafür benötigt: Sicherheit, Wiederholung, emotionale Beteiligung und die Möglichkeit, Neues im geschützten Raum zu erproben. Nur so entstehen stabile neuronale Muster und mit ihnen Führung, die nicht nur kurzfristig funktioniert, sondern langfristig wirkt.

Führung, die bleibt, beginnt nicht mit dem ersten Modul. Sondern mit der Bereitschaft, das eigene System zu verstehen und es Stück für Stück neu zu justieren.

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Sebastian Herbst - Roth Institut

Über den Autor: Sebastian Herbst ist Geschäftsführer des ROTH INSTITUTs, erfahrener Change- und Führungsexperte, Diplom-Betriebswirt und Dozent an der Hochschule Bremen.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth entwickelte er die Idee des ROTH INSTITUTs und überführte wissenschaftliche Erkenntnisse in praxisnahe Konzepte, um Führungskräfte und Organisationen nachhaltig zu stärken.

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