Eine Krankschreibung rückwirkend auszustellen ist nur in engen Grenzen und maximal für drei Tage möglich. Fehler von Mitarbeitenden können Problem bei Lohnfortzahlung oder Krankengeld nach sich ziehen.

Was ist eine rückwirkende Krankschreibung?

Eine rückwirkende Krankschreibung bedeutet, dass ein Arzt die Arbeitsunfähigkeit neben dem Tag der Untersuchung auch für davorliegende Tage bescheinigt. Sie kommt nur in Ausnahmefällen infrage, etwa wenn klar erkennbar ist, dass die Krankheit bereits vor dem Arztbesuch bestanden hat und glaubhaft begründet wird, warum ein früherer Arztbesuch nicht möglich war.

Wie lange kann rückwirkend krankgeschrieben werden?

Laut § 5 Abs. 3 der Arbeitsunfähigkeits-Richtlinie (AU-RL) darf eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) höchstens für drei Tage rückwirkend ausgestellt werden. Längere Zeiträume sind für einen rückwirkenden Krankenschein ausgeschlossen, selbst wenn Betroffene krank waren. 

Ärzte prüfen dabei, inwieweit die Symptome und Befunde eine rückwirkende Bestätigung rechtfertigen. Typische Fälle sind akute Infekte, Verletzungen oder eine Verschlechterung bestehender Erkrankungen.

Wichtig:

Wer eine rückwirkende AU braucht, muss sich trotzdem unverzüglich beim Arbeitgebenden krankmelden. Die Pflicht zur Meldung entfällt nicht und eine verspätete Krankmeldung kann arbeitsrechtliche Folgen haben.

Krankschreibung vs. Krankmeldung: Was ist der Unterschied?

Viele verwechseln Krankschreibung und Krankmeldung, obwohl sie rechtlich Unterschiedliches bedeuten:

  • Krankschreibung: Ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die belegt, dass jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten kann. Sie ist die formale Grundlage für Entgeltfortzahlung und Krankengeld.
  • Krankmeldung: Bezeichnet nur die Information an den Arbeitgebenden, dass man nicht zur Arbeit erscheinen kann. Diese Meldung muss unverzüglich durchgeführt werden, unabhängig davon, ob eine AU bereits vorliegt.

Welche Regeln gelten für eine rückwirkende Krankschreibung?

  • Erstbescheinigung: Maximal drei Tage rückwirkend, wenn die Beschwerden medizinisch nachvollziehbar sind.
  • Folgebescheinigung: In der Regel keine rückwirkende Ausstellung, da hier ein lückenloser Nachweis über die fortbestehende Erkrankung gefordert ist.
  • Wochenenden und Feiertage: Diese Tage werden mitgezählt. Wer am Montag zum Arzt geht, kann eine AU ab Freitag rückwirkend bekommen.

Hinweis:

Viele Praxen nutzen mittlerweile die eAU (elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung). Diese wird direkt an die Krankenkasse übermittelt. Auch hier ist eine Rückdatierung technisch möglich, aber an die gleichen rechtlichen Grenzen gebunden.

Welche Voraussetzungen müssen für eine rückwirkende Krankschreibung erfüllt sein?

Damit eine rückwirkende Krankschreibung anerkannt wird, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. 

Zu den typischen Voraussetzungen zählen:

  • Klarer Krankheitsverlauf: Symptome wie Fieber, starker Husten oder eine Verletzung müssen so eindeutig sein, dass sie auch für die vergangenen Tage erkennbar plausibel sind.
  • Ärztliche Dokumentation: Ärztinnen und Ärzte müssen in der Patientenakte vermerken, warum die Rückdatierung gerechtfertigt ist.
  • Zeitlicher Rahmen: Die Rückdatierung darf höchstens drei Kalendertage umfassen.
  • Kein Gefälligkeitsattest: Ein reines Entgegenkommen ohne medizinische Grundlage ist unzulässig und kann für die Praxis rechtliche Folgen haben.

Gerade bei der ersten Krankschreibung wird streng geprüft, da hier der Beginn der Arbeitsunfähigkeit festgelegt wird. Bei Folgebescheinigungen verlangen Krankenkassen in der Regel eine lückenlose AU ohne Rückdatierungen.

Können Krankschreibungen rückwirkend für Wochenenden oder Feiertage ausgestellt werden?

Eine rückwirkende Krankschreibung ist auch dann möglich, wenn die Erkrankung auf ein Wochenende oder einen Feiertag fällt. 

Typische Konstellationen:

  • Erkrankung am Samstag oder Sonntag: Da Praxen meist geschlossen sind, findet die Feststellung oft erst am Montag statt. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung darf dann rückwirkend ausgestellt werden.
  • Feiertage: Gleiches gilt für gesetzliche Feiertage, an denen keine Sprechstunde stattfindet. Die Rückdatierung ist zulässig, solange die maximale Frist von drei Tagen eingehalten wird.

Was sind die rechtlichen Folgen einer rückwirkenden Krankschreibung?

Eine rückwirkende Krankschreibung ist rechtlich nur unter engen Voraussetzungen wirksam. Wird die Arbeitsunfähigkeit ordnungsgemäß durch den Arzt festgestellt und liegt die Rückdatierung im zulässigen Rahmen, bleibt der Anspruch auf Lohnfortzahlung erhalten.

Auswirkungen auf die Lohnfortzahlung

Arbeitgebende sind verpflichtet, den Lohn bis zu sechs Wochen fortzuzahlen, wenn die Arbeitsunfähigkeit korrekt bescheinigt ist. Eine rückwirkende Krankschreibung gilt dabei genauso wie eine aktuelle, solange sie nachvollziehbar ärztlich begründet ist. Zu große Lücken zwischen Krankmeldung und Krankschreibung können jedoch zum Verlust der Lohnfortzahlung führen.

Person füllt ein Formular zur Krankschreibung aus

Folgen für das Krankengeld

Nach Ablauf der sechs Wochen zahlt die Krankenkasse Krankengeld. Auch hier ist ein lückenloser Nachweis wichtig. Eine verspätete oder fehlerhafte rückwirkende Krankschreibung kann dazu führen, dass Krankengeld nicht oder erst verspätet bewilligt wird.

Können Ärzte eine rückwirkende Krankschreibung ablehnen?

Ja, Ärztinnen und Ärzte dürfen eine rückwirkende Krankschreibung ablehnen, wenn die Angaben der Patientin oder des Patienten nicht glaubhaft erscheinen oder keine medizinischen Anhaltspunkte für eine bereits bestehende Arbeitsunfähigkeit vorliegen. 

Eine rückwirkende Krankschreibung wird nur bestätigt, wenn der Gesundheitszustand den Rückschluss auf die vorausgegangene Erkrankung zulässt. Ohne gültige AU entfällt der Anspruch auf Entgeltfortzahlung und gegebenenfalls auch auf Krankengeld.

Können Arbeitgebende eine rückwirkende Krankschreibung ablehnen?

Eine rückwirkende Krankschreibung darf der Arbeitgebende grundsätzlich nicht zurückweisen, solange sie ärztlich ausgestellt und formal korrekt ist. Sie gilt als verbindlicher Nachweis der Arbeitsunfähigkeit. 

Allerdings kann der Arbeitgebende bei berechtigten Zweifeln, etwa bei auffälligen Mustern wie häufigen Krankmeldungen nach Wochenenden, die Krankenkasse informieren. Diese kann dann eine Überprüfung durch den Medizinischen Dienst veranlassen.

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Wie sollten Sie bei einer rückwirkenden Krankschreibung vorgehen?

Damit eine Krankschreibung rückwirkend anerkannt wird, sollten Sie klar und nachvollziehbar vorgehen. Folgende Schritte helfen, Fehler zu vermeiden:

1. Praxis kontaktieren

  • Melden Sie sich sofort telefonisch oder per E-Mail in der Praxis, um den Sachverhalt zu schildern und einen Termin zu vereinbaren.
  • Gehen Sie dann persönlich in die Praxis, da die Krankschreibung in der Regel erst nach einer Untersuchung möglich ist.

2. Situation erklären

  • Legen Sie dar, warum Sie nicht früher beim Arzt waren (z.B. starke Symptome).
  • Bringen Sie Nachweise mit (z.B. Medikamentenquittungen, Atteste aus der Notaufnahme).

3. Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen lassen

  • Der Arzt bestimmt, inwiefern eine AU rückwirkend möglich ist.
  • Längere Zeiträume werden nur in Ausnahmefällen akzeptiert.

4. Arbeitgebenden informieren

  • Übermitteln Sie die AU unverzüglich an den Arbeitgebenden.
  • Nutzen Sie bei Bedarf die elektronische AU, die direkt von der Praxis an die Krankenkasse übermittelt wird.

5. Krankenkasse benachrichtigen

  • Prüfen Sie, ob die Übermittlung via eAU korrekt durchgeführt wurde.
  • Bei Unsicherheiten können Sie eine Kopie nachreichen.
Person füllt ein Formular zur Krankschreibung aus

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Krankschreibung rückwirkend ausstellen – Häufige Fragen und Antworten

Kann ein Arzt rückwirkend krankschreiben, wenn ich noch gearbeitet habe?

Ja, aber nur in seltenen Fällen und wenn die gesundheitliche Situation nachvollziehbar ist. Wer trotz Krankheit weiterarbeitet, riskiert, dass die Krankenkasse die Arbeitsunfähigkeit nicht anerkennt. Hier kommt es vor allem auf die ärztliche Dokumentation an.

Welche Folgen hat eine ungültige rückwirkende Krankschreibung für die Entgeltfortzahlung?

Eine ungültige rückwirkende Krankschreibung kann dazu führen, dass der Arbeitgebende keine Lohnfortzahlung leisten muss. Fehlt der Nachweis, übernimmt auch die Krankenkasse das Krankengeld nicht. Deshalb ist eine lückenlose und rechtzeitige Dokumentation wichtig.

Muss die Krankenkasse eine rückwirkende Krankschreibung immer akzeptieren?

Nein, aber wenn es sich im Rahmen der 3 Tage bewegt und medizinisch plausibel ist, wird sie üblicherweise anerkannt. Die Krankenkasse kann die Anerkennung jedoch verweigern, wenn die medizinische Begründung fehlt oder die Rückdatierung die zulässigen drei Tage überschreitet. Dann drohen finanzielle Nachteile für Beschäftigte.

Wie unterstützt Rexx Systems beim Umgang mit rückwirkenden Krankschreibungen?

Rexx Systems bündelt Krankmeldungen, eAU-Daten und Bescheinigungen in einer übersichtlichen Personalakte. Damit haben HR-Abteilungen jederzeit den Überblick über Fristen und Nachweise und vermeiden Fehler, die zu Streit mit Krankenkasse oder Mitarbeitenden führen können.

Können Unternehmen mit Rexx Systems Nachweise zur rückwirkenden Krankschreibung dokumentieren?

Ja, Rexx Systems ermöglicht eine revisionssichere Ablage aller Krankmeldungen und ärztlichen Bescheinigungen. So können Unternehmen bei Rückfragen von Krankenkassen oder Behörden jederzeit belegen, dass alle Fristen und Vorgaben korrekt eingehalten wurden.

Disclaimer: Die in diesem Glossar bereitgestellten rechtlichen Inhalte dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine rechtliche Beratung dar. Trotz sorgfältiger Recherche und Prüfung übernehmen wir keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte. Die Nutzung der Informationen erfolgt auf eigene Verantwortung.