13/02/2025
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KI-Schulungspflicht: Ab wann gilt sie und wie können Unternehmen sie umsetzen?

Mit der „KI-Verordnung“, wie der EU AI Act umgangssprachlich und treffend genannt wird, geht Deutschland im Verbund mit allen anderen EU-Mitgliedern die ersten Schritte in der Regulierung künstlicher Intelligenz. Ein Teil des Richtlinienkatalogs: eine KI-Schulungspflicht, die allen die notwendige Kompetenz vermittelt, die mit der Technologie arbeiten.

Laut Statistischem Bundesamt arbeiteten zum Ende des vergangenen Jahres 20 Prozent aller deutschen Unternehmen mit KI. Schon 20 Prozent – oder nur 20 Prozent? Vermutlich liegt die „Dunkelziffer“ dieser Umfrage deutlich höher. Interessanterweise ist das fehlende Wissen einer der entscheidenden Gründe, warum (offiziell) 80 Prozent aller Betriebe keine KI nutzen. Und genau hier setzt die sich anbahnende KI-Schulungspflicht an.

KI-Schulungspflicht: Sind Schulungen für Mitarbeitende Pflicht?

Um Ihre wohl wichtigste Frage vorab zu beantworten: Ja, seit dem 2. Februar 2025 sind KI-Schulungen für Mitarbeitende Pflicht. Das geht aus der nationalen Umsetzung des auf europäischer Ebene beschlossenen AI Acts aus, der den Umgang Frau gibt eine Schulung über künstliche Intelligenzmit KI in der EU regeln soll. Genauer gesagt regelt Artikel 4 der KI-Verordnung die verpflichtenden Schulungen:

„Die Anbieter und Betreiber von KI-Systemen ergreifen Maßnahmen, um nach besten Kräften sicherzustellen, dass ihr Personal und andere Personen, die in ihrem Auftrag mit dem Betrieb und der Nutzung von KI-Systemen befasst sind, über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen, wobei ihre technischen Kenntnisse, ihre Erfahrung, ihre Ausbildung und Schulung und der Kontext, in dem die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, sowie die Personen oder Personengruppen, bei denen die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, zu berücksichtigen sind.“

Wer kontrolliert die KI-Schulungspflicht in Deutschland?

Die Kontrolle der neuen KI-Schulungspflicht obliegt in Deutschland – und jedem anderen EU-Land – verpflichtend ab dem 2. August 2025 der jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörde. Welche das auf deutscher Ebene sein wird, steht noch in den Sternen. Denkbar und wahrscheinlich ist, dass diese Aufgabe in Deutschland der Bundesnetzagentur zukommt.

Gibt es Strafen, wenn die Schulungspflicht nicht umgesetzt wird?

Und was, wenn Sie davon gerade zum ersten Mal lesen und sich noch keine Gedanken über KI-Schulungen für Ihr Personal gemacht haben? Dann ist das vorerst vermutlich kein Problem: Die Art und Weise sowie genaue Regeln liegen noch im Reich des Unklaren.

Was bisher lediglich bekannt ist und aus dem zitierten Verordnungstext hervorgeht: Mitarbeitende müssen über ausreichend „KI-Kompetenz“ verfügen, wenn sie entsprechende Systeme entwickeln oder nutzen. Das soll für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Möglichkeiten führen.

Folglich ist auch (noch) nichts über Strafen und Bußgelder bei Verstößen bekannt. Der EU AI Act sieht grundsätzlich Sanktionen bei verbotener KI-Nutzung vor:

  • bis zu 35 Millionen Euro oder
  • Prozent des Jahresumsatzes

Gilt die Pflicht für KI-Schulungen für alle Unternehmen?

Künstliche Intelligenz SchulungspflichtDie europäische KI-Verordnung – vielerorts mit KI-VO abgekürzt – verpflichtet sowohl Anbieter als auch Betreiber von KI-Systemen zu entsprechender KI-Kompetenz. Da KI-Technologien in vielen, wenn über kurz oder lang nicht sogar in allen Branchen Einzug halten, sind folglich alle Unternehmen von der Schulungspflicht betroffen.

Die Verordnung berücksichtigt dabei die unterschiedlichen Einsatzkontexte von KI-Systemen. Unternehmen müssen die spezifischen Anforderungen ihrer Branche und die Art der eingesetzten KI-Systeme berücksichtigen, um angemessene Schulungsmaßnahmen für ihre Mitarbeitenden zu gewährleisten.

Wie kann die neue KI-Schulungspflicht umgesetzt werden?

Auch wenn es noch keine konkreten Vorgaben für die Schulungspflicht rund um den Einsatz künstlicher Intelligenz gibt, können Sie sich schon jetzt darauf vorbereiten:

  • Bedarfsanalyse: Ermitteln Sie, welche Ihrer Mitarbeitenden in welchem Umfang mit welchen KI-Systemen arbeiten und welche Skills dafür nötig sind. So erhalten Sie einen ersten Überblick über mögliche Schulungspotenziale und Stolpersteine.

  • Schulungsinhalte: Ziehen Sie die Ergebnisse Ihrer Bedarfsanalyse heran und überlegen Sie, wie tief und in welchen Bereichen Sie Mitarbeitende schulen könnten. Genügen die Grundlagen? Wie steht es um das Know-how in Bezug auf den Datenschutz? Braucht es tiefgreifende Kenntnisse rund um etwa Machine Learning oder Natural Language Processing?

  • Intern vs. extern: Möglicherweise ist der KI-Einsatz in Ihrem Betrieb so stark, dass Sie mit internen Mitteln gar nicht alle Betroffenen schulen können – in dem Fall helfen externe Dienstleister.

  • Dokumentation und Nachverfolgung: Falls Sie bereits mit KI-Schulungen loslegen, ist eine Dokumentation wichtig – sobald die Vorgaben rund um die Schulungspflicht konkret werden, haben Sie hier schon etwas in der Hand.

Denken Sie auch daran, eventuelle Unterlagen aktuell zu halten. Es gibt schließlich kaum eine Technologie, die sich so schnell verändert wie KI.

Fazit: Besser früher als später vorbereiten

Ki-Schulungspflicht für PersonalDer Markt mit KI-Anwendungen ist dynamisch – sehr dynamisch. Das ist nicht zuletzt der Grund für die Regulierungsbemühungen der EU. Diese Dynamik sorgt allerdings gleichzeitig auch dafür, dass bestimmte Richtlinien, Gesetze und Vorgaben Stand heute noch nicht bis ins Detail durchdacht und ausgearbeitet sind. Die KI-Schulungspflicht ist ein gutes Beispiel dafür. Dass die Pflicht besteht, ist klar – wie sie genau umgesetzt werden soll, allerdings noch nicht.

Jonas Wöll von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) geht davon aus, dass bald weitere Vorgaben folgen: „Seitens der Europäischen Union (EU) wird aktuell an Leitlinien zur Umsetzung des AI Acts gearbeitet, die dann auch konkretere Hinweise enthalten sollten, an denen sich Unternehmen orientieren können.“

Heißt für Sie: Noch können Sie sich nicht konkret an wie sonst üblichen, klaren Vorgaben orientieren. Wichtig ist dennoch, dass sich Unternehmen mit dem Schulungsthema auseinandersetzen, ihre Sorgfaltspflicht beachten und so gerüstet für den Moment sind, in dem die KI-Schulungspflicht handfeste Leitplanken setzt.

Bei Fragen empfiehlt die Bundesnetzagentur öffentlich geförderte Einrichtungen und Institutionen wie die Mittelstand-Digital-Zentren oder auch den Digitalverband Bitkom.

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