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29/08/2022
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Mental Empowerment am Arbeitsplatz: psychischen Belastungen und Depressionen vorbeugen

Von Mental Empowerment spricht man, wenn die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zur Chefsache erklärt wird. Was bislang eher stiefmütterlich behandelt wurde, rückt immer mehr in den Fokus im Bereich der Gesundheitsförderung.

Dem Psychoreport 2022 der DAK Gesundheit zufolge sind die Fehlzeiten infolge psychischer Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um 41 Prozent angewachsen. Eine besorgniserregende Entwicklung, auf die Arbeitgeber reagieren sollten.

Psychische Belastungen im Arbeitsleben

Nicht nur die Pandemie hat in den vergangenen Jahren ihre Spuren bei vielen Arbeitnehmern hinterlassen, auch Themen wie die Digitalisierung und die damit einhergehende, oft einsame Arbeit im Homeoffice, die kontinuierliche Reizüberflutung, Konkurrenzsituationen unter Kollegen und der Ukraine-Konflikt schlagen ihnen aufs Gemüt. Und dann kommt in vielen Bereichen, etwa im sozialen Umfeld sowie in der Pflege und Medizin, ein anhaltender Fachkräftemangel hinzu, der die persönliche Arbeitsbelastung erhöht und zugleich die Zusammenarbeit mit Kollegen, etwa aufgrund von Sprachbarrieren, erschwert.

Für Arbeitgeber kann sich diese Entwicklung in verschiedenen Faktoren zeigen:

  • hohe Krankenstände
  • hohe Fluktuation
  • geringe Produktivität und ggf. auch Arbeitsqualität
  • geringe Mitarbeiterzufriedenheit

Mental Empowerment: sechs Wege für mehr Unterstützung

Es besteht deshalb dringend Handlungsbedarf, um der Entwicklung psychischer Erkrankungen vorzubeugen und Betroffenen Hilfe anzubieten. Wie dieses Mental Empowerment aussehen kann, liegt im Verantwortungsbereich des Arbeitgebers. Ein Überblick.

1) Mehr Bewusstsein schaffen

Um überhaupt zu verstehen, wie Depressionen oder psychische Überlastung entstehen, gilt es, mehr Bewusstsein zu schaffen – und zwar nicht nur bei Führungskräften, sondern auch bei den Mitarbeitern. Betroffene werden von anderen belächelt, als „schwach“ und nicht „stressresistent“ genug eingestuft und nicht ernstgenommen. Dabei hat die Wissenschaft längst erforscht, welche Faktoren zur Entwicklung depressiver Verstimmungen beitragen.

Arbeitgeber können im Rahmen von Diskussionen und Fachvorträgen dafür sorgen, dass die Belegschaft ein Bewusstsein für die Ursachen und auch für Lösungswege entwickelt. Führt dies nur bei einigen dazu, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren, auf die Warnzeichen zu hören und sich mit der eigenen mentalen Gesundheit zu beschäftigen, kann dies schon das Zünglein an der Waage sein.

Zugleich hilft mehr Verständnis auch den Betroffenen – indem sie nicht mehr als schwach, sondern als erkrankt wahrgenommen werden, können sie offenrt mit ihrer mentalen Verfassung umgehen.

2) Gelegenheit zum Austausch schaffen

Sich mit seinen eigenen Gefühlen oder auch dem Wohlbefinden des betroffenen Teamkollegen auseinandersetzen hilft einerseits, die eigene mentale Gesundheit einzuordnen, andererseits aber auch Verständnis für Betroffene zu entwickeln.

Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeiter zu einem regelmäßigen Austausch animieren. Dies kann etwa in regelmäßigen Teamsitzungen in kleineren Gruppen geschehen, aber auch im Einzelgespräch oder in einer Art von moderierten Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene miteinander austauschen können.

Wichtig ist, dass eine vertrauliche Atmosphäre vorherrscht, sich alle Teilnehmer wirklich öffnen können und ein Austausch auf Augenhöhe stattfindet, also jeder zu Wort kommen kann und wertgeschätzt wird. Dabei kann ein neutraler Moderator unterstützen, der idealerweise mit der Materie vertraut ist und Lösungsansätze aufzeigen kann.

3) Anlaufstellen im Unternehmen schaffen

Dem Deutschland Barometer 2021 der deutschen Depressionshilfe zufolge gaben in der Befragung 22 Prozent der an einer Depression erkrankten Teilnehmer an, dass ihr Arbeitgeber Anlaufstellen für Mitarbeiter mit psychischen Problemen anbietet. Dies können etwa der Betriebsarzt, der Betriebsrat oder eine betriebliche Sozialberatung sein. Wie auch immer diese Anlaufstelle organisiert wird, wichtig ist eine vertrauliche Atmosphäre, in der die Betroffenen nicht fürchten müssen, dass Details zu ihrer mentalen Gesundheit nach außen dringen.

4) Peer-Beratungen anbieten

In den meisten Unternehmen dürfte es Mitarbeiter geben, die an einer Depression erkrankt sind und diese erfolgreich gemeistert haben. Diese können sogenannte Peer-Beratungen anbieten, also einen unverbindlichen Austausch auf Augenhöhe. Dieses niederschwellige Angebot wird von Kollegen gerne angenommen, da sie sich mit ihrem Problem nicht gleich an den Arbeitgeber wenden müssen, sondern es erst einmal im vertraulichen, kleinen Kreis ansprechen können. Oft werden solche Beratungen auf außerhalb des Unternehmens oder auf telefonische Gespräche verlegt, um den Rahmen inoffizieller zu halten.

5) Mental Empowerment in Unternehmenszielen verankern

Mental Empowerment lediglich im Rahmen einer Kampagne zu forcieren, bringt langfristig kaum spürbare Effekte. Viel wichtiger ist, die mentale Gesundheit der Mitarbeiter zum strategischen Unternehmensziel zu machen, es in entsprechenden Leitlinien zu verankern und einen offenen Umgang zu proklamieren.

In einer Atmosphäre, in der mentale Probleme nicht mehr als Schwäche angesehen, sondern einfach als bestehende Tatsache akzeptiert werden können, können sich die Betroffenen öffnen. Und nur in diesem Umfeld ist es möglich, etwas am eigenen Verhalten zu ändern und besser auf die Bedürfnisse der Kollegen einzugehen.

Mental Empowerment muss langfristig ausgelegt sein und dauerhaft am Selbstverständnis der Organisation arbeiten.

6) Mentale Gesundheit fördern

Auch typische Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung können und müssen Teil von Mental Empowerment sein. Im ersten Schritt sollte der Arbeitgeber sicherstellen, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen nicht nur auf dem Papier existieren, sondern tatsächlich eingehalten werden. Wenigstens eine längere Pause pro Arbeitstag ist ein Muss, um dem Gehirn Erholung zu verschaffen. Ebenfalls möglich sind diese Maßnahmen:

  • gemeinsame Mittagessen mit dem Team, um alle zum Einhalten der Pause zu bewegen
  • gemeinsame sportliche Betätigung in der Mittagspause, zum Beispiel ein Spaziergang
  • After-Work-Jogging-Gruppen
  • Angebot von Entspannungstechniken wie Yoga, progressive Muskelentspannung und autogenes Training im Betrieb
  • Kurse in den Bereichen Stressabbau und Stressmanagement
  • Informationen zu einer guten Schlafhygiene
  • Workshops zu Mentalstrategien und Resilienz

Coachings und Weiterbildungen können die Führungskräfte in die Lage versetzen, die Anzeichen mentaler Erkrankungen bei ihren Mitarbeitern frühzeitig wahrzunehmen, mit den Betroffenen darüber zu sprechen und mögliche Hilfen anzubieten. So lässt sich einer negativen Entwicklung möglicherweise vorbeugen, indem früher reagiert wird.

Der Weg zu Mental Empowerment: Alles ist besser als Nichtstun

Selbst die kleinsten Maßnahmen können bereits Großes bewirken – und das lässt sich auch in kleinen Unternehmen mit geringer finanzieller Ausstattung bewerkstelligen. Ein niederschwelliges Angebot, etwa ein wöchentliches, gemeinsames Ritual für die mentale Gesundheit oder Atemübungen in der Mittagspause lassen sich selbst mit minimalem Zeitaufwand realisieren. Und auch das Angebot eines Gesprächsrahmens für Betroffene lässt sich bei guter Organisation nahezu ohne Kosten realisieren.

Entscheidend ist nur, dass Arbeitgeber überhaupt Maßnahmen ergreifen, um Mental Empowerment in ihrem Unternehmen zu etablieren. Denn auch eine Veränderung der Perspektive kann für den einen oder anderen Mitarbeiter bereits den Unterschied machen.

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