24/03/2025
rexx systems news​

Psychologische Sicherheit als Erfolgsfaktor: Warum unser Gehirn Vertrauen braucht – und wie HR eine Kultur des Miteinanders schafft

In einer zunehmend komplexen und dynamischen Arbeitswelt stellt sich eine entscheidende Frage: Warum gedeihen einige Teams in einem Umfeld der Offenheit und Kreativität, während andere unter Unsicherheit stagnieren?

Die Antwort liegt in der psychologischen Sicherheit – einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren für leistungsstarke und innovative Teams. Doch was genau bedeutet psychologische Sicherheit, welche neurowissenschaftlichen Erkenntnisse stehen dahinter, und welche praktischen Impulse können HR-Manager setzen, um eine vertrauensvolle und produktive Unternehmenskultur zu etablieren?

Psychologische Sicherheit: Die Basis für Vertrauen und Innovation

Vertrauen im TeamPsychologische Sicherheit beschreibt das Vertrauen innerhalb eines Teams, dass individuelle Meinungen geäußert werden können, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Sie ist die Grundlage für Experimentierfreude, Lernbereitschaft und Innovation. Unternehmen mit hoher psychologischer Sicherheit profitieren von engagierten Mitarbeitenden, besseren Entscheidungen und einer offenen Fehlerkultur.

Der Begriff wurde durch wissenschaftliche Forschung bekannt, die zeigte, dass Teams mit hoher psychologischer Sicherheit signifikant produktiver und kreativer sind, da sie Probleme offen ansprechen und konstruktiv lösen können.

Die Rolle neurochemischer Prozesse für psychologische Sicherheit

Unser Gehirn ist evolutionär darauf programmiert, Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. In einer unsicheren Umgebung schaltet es daher automatisch in einen Alarmmodus, der unser Verhalten stark beeinflusst. Wenn Unsicherheit aufkommt, aktiviert das Gehirn das Stresssystem, was zur Ausschüttung von Hormonen wie Cortisol und Adrenalin führt.

Diese biochemischen Prozesse helfen kurzfristig, unsere Aufmerksamkeit zu steigern, können jedoch langfristig zu Erschöpfung, eingeschränktem Fokus und verminderter Leistungsfähigkeit führen.

Oxytocin („Bindungshormon“) stärkt Vertrauen und Zusammenarbeit

Teams mit hoher psychologischer Sicherheit haben nachweislich höhere Oxytocin-Spiegel. Oxytocin fördert soziale Bindungen und verstärkt das Gefühl von Zugehörigkeit.

Führungskräfte können dies gezielt unterstützen, indem sie eine offene, wertschätzende Atmosphäre schaffen, in der Mitarbeitende sich sicher fühlen, Ideen und Meinungen zu äußern. Gemeinsame Aktivitäten, transparente Kommunikation und eine positive Feedbackkultur können die Ausschüttung von Oxytocin weiter steigern und so das Vertrauen innerhalb des Teams stärken.

Cortisol („Stresshormon“) blockiert rationales Denken und Entscheidungsfähigkeit

Neurochemischer ProzessEine toxische Arbeitskultur, in der Mitarbeitende Angst haben, Fehler zu machen, führt zu dauerhaft erhöhtem Cortisol-Spiegel. Dies beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Chronischer Stress hemmt den präfrontalen Cortex – die Gehirnregion, die für analytisches Denken, Entscheidungsfindung und Impulskontrolle zuständig ist.

In einem solchen Zustand neigen Menschen dazu, impulsiver zu handeln, Risiken zu meiden und weniger offen für neue Ideen zu sein. Eine Kultur der psychologischen Sicherheit reduziert die Cortisol-Ausschüttung und fördert somit klares Denken, kreative Lösungsfindung und eine offene Fehlerkultur.

Dopamin („Motivationshormon“) verstärkt Innovationsbereitschaft

Dopamin spielt eine zentrale Rolle bei der Motivation und dem Belohnungssystem des Gehirns. Wenn Erfolge anerkannt werden und eine positive Fehlerkultur herrscht, schüttet das Gehirn Dopamin aus. Dies steigert die Motivation, regt kreative Denkprozesse an und stärkt das Engagement der Mitarbeitenden.

Führungskräfte können diesen Mechanismus nutzen, indem sie gezielt Erfolge feiern, konstruktives Feedback geben und eine Kultur etablieren, in der Herausforderungen als Chancen gesehen werden.

Strategien zur Förderung psychologischer Sicherheit

Die gute Nachricht: Psychologische Sicherheit lässt sich gezielt aufbauen. HR-Manager und Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle.

  1. Offene Kommunikation fördern: Teams, in denen ein offener Austausch herrscht, sind widerstandsfähiger gegen Unsicherheiten. Regelmäßige Meetings, in denen auch „schwierige“ Themen ohne Angst vor Sanktionen besprochen werden, stärken das Vertrauen.
  2. Fehler als Lernchance sehen: Eine gesunde Fehlerkultur ist essenziell. Mitarbeitende sollten wissen, dass Fehler keine Strafen nach sich ziehen, sondern als Chancen zur Verbesserung genutzt werden.
  3. Vertrauen durch Vorbildfunktion aufbauen: Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Wer sich einsichtig zeigt und eigene Unsicherheiten eingesteht, signalisiert dem Team, dass es sicher ist, sich ebenfalls zu äußern.
  4. Klare Strukturen schaffen: Gerade in unsicheren Zeiten hilft es, Orientierung zu geben. Transparente Entscheidungen, klare Erwartungen und nachvollziehbare Prozesse reduzieren das Stressempfinden und steigern das Vertrauen.
  5. Soziale Unterstützung etablieren: Die Einbindung von Peer-Support-Programmen, Mentoring oder regelmäßigen Check-ins fördert die soziale Sicherheit im Unternehmen.

HR als Treiber einer Kultur der Sicherheit

vertrautes Team sitzt zusammen und bespricht ThemenHR-Verantwortliche spielen eine entscheidende Rolle bei der Etablierung psychologischer Sicherheit in Unternehmen. Sie sind nicht nur für die Entwicklung und Umsetzung von Strategien verantwortlich, sondern auch dafür, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der Offenheit, Vertrauen und Zusammenarbeit gefördert werden. Dies gelingt vor allem durch gezielte Maßnahmen, die auf die langfristige Stärkung psychologischer Sicherheit abzielen.

Ein zentraler Aspekt ist die Führungskräfteentwicklung. Schulungen und Trainings zur wertschätzenden Kommunikation helfen Führungskräften, Vertrauen in ihren Teams aufzubauen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Mitarbeitende sicher fühlen, Ideen einzubringen und Fehler offen anzusprechen. Eine weitere wichtige Maßnahme sind strukturelle Anpassungen. Dazu gehören transparente Prozesse, effektive Feedbackmechanismen und klare Kommunikationsrichtlinien, die Unsicherheiten reduzieren und das Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden stärken.

Neben strukturellen Veränderungen ist auch die gezielte Kulturarbeit entscheidend. Programme, die langfristig auf eine offene und vertrauensvolle Arbeitsumgebung abzielen, sind essenziell, um eine nachhaltige Kultur der psychologischen Sicherheit zu etablieren. Diese Initiativen helfen nicht nur, bestehende Herausforderungen zu bewältigen, sondern fördern auch eine Innovationskultur, in der Mitarbeitende bereit sind, neue Wege zu gehen und kreative Lösungen zu entwickeln.

Fazit: Psychologische Sicherheit als Wettbewerbsvorteil

Psychologische Sicherheit ist kein “Nice-to-have”, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Teams, die sich sicher fühlen, sind kreativer, resilienter und leistungsfähiger. HR-Manager haben die Möglichkeit, diesen Wandel aktiv zu gestalten – indem sie Strategien fördern, die Vertrauen und Zusammenarbeit stärken. Unternehmen, die hier gezielt investieren, werden langfristig nicht nur innovativer, sondern auch erfolgreicher sein.

Roth Institut - science for business

Online Talkrunde ROTH INSTITUT- rexx systems

In Kooperation mit dem ROTH INSTITUT bietet rexx systems eine Talkrunde zum Thema “Psychologische Sicherheit als Erfolgsfaktor: Warum unser Gehirn Vertrauen braucht – und wie HR eine Kultur des Miteinanders schafft” für Personaler und Führungskräfte an:

Freitag, den 04. April 2025 von 11:30 – 12:30 Uhr
>> Weitere Infos und Anmeldung

Sebastian Herbst - Roth Institut

Über den Autor: Sebastian Herbst ist Geschäftsführer des ROTH INSTITUTs, erfahrener Change- und Führungsexperte, Diplom-Betriebswirt und Dozent an der Hochschule Bremen.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth entwickelte er die Idee des ROTH INSTITUTs und überführte wissenschaftliche Erkenntnisse in praxisnahe Konzepte, um Führungskräfte und Organisationen nachhaltig zu stärken.

Jetzt kostenlos testen!