Das Humankapital umfasst das Fachwissen der Arbeitnehmenden, ihre wirtschaftlich nutzbaren Kompetenzen und Qualifikationen sowie ihre Motivation und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber. Es ist eine wertvolle Ressource und ein wichtiger Produktionsfaktor für Unternehmen, den es zu erhalten und weiterentwickeln gilt. Mit der Humanvermögensrechnung ist es möglich, den Wert des Humankapitals zu bestimmen, was jedoch nicht immer einfach ist.
Inhaltsverzeichnis
Definition: Was ist die Humanvermögensrechnung?
Da das Humankapital ein wichtiger Bestandteil des Unternehmensvermögens ist, sollte es im internen und externen Rechnungswesen erfasst werden. Die Humanvermögensrechnung, die auch unter dem englischen Begriff Human Resource Accounting (HCA) bekannt ist und bereits in den 1960er-Jahren entwickelt wurde, zielt daher darauf ab, das Humankapital in einem Unternehmen zu bestimmen. Die Idee dahinter ist, die klassischen Unternehmensbilanzen um den Wert menschlicher Ressourcen zu erweitern, da die Mitarbeitenden einen Großteil zum Erfolg und Umsatz eines Unternehmens beitragen.
Kosten und Bewertung der Mitarbeitenden müssen hierfür regelmäßig bemessen und erfasst werden, was in den Zuständigkeitsbereich der Personalentwicklung fällt. Der Wert des Humankapitals ergibt sich hierbei nicht nur aus Gehältern und Sozialleistungen der Arbeitnehmenden, sondern betrifft ebenfalls Kosten in Hinblick auf ihre Einstellung, Schulung und zukünftigen Leistungen für das Unternehmen.
Bedeutung und Aufgaben des Human Resource Accounting
Damit ist die Arbeitskraft der Arbeitnehmenden ein wichtiges Vermögensgut, das Umsatz generiert. Die Vermögensrechnung stellt sicher, dass dieses Leistungspotenzial bestimmt werden kann und im Wertschöpfungsprozess des Unternehmens abgebildet wird. Ihr Ziel ist es, wichtige Kennzahlen zu liefern, die es dem Personalcontrolling ermöglichen, Entscheidungen zu treffen und Maßnahmenpläne zu erstellen. Umgekehrt bedeutet es, personalpolitische Fehlentscheidungen zu vermeiden, zu denen es aufgrund einer fehlerhaften Einschätzung des Humankapitals kommen kann.
Zu den Aufgaben des Human Resource Accounting zählt deshalb unter anderem, Methoden zu entwickeln, mit denen das Humanvermögen erfasst und in Form von Vermögenswerten dargestellt werden kann. Ebenso gehört es zu den Aufgaben des HCA, die Humanvermögenswerte regelmäßig zu aktualisieren und einen Maßnahmeplan für die Personalabteilung zu entwickeln.
Modelle der Humanvermögensrechnung
Da es in der Regel schwierig ist, das Leistungspotenzial eines Mitarbeitenden in Zahlen auszudrücken, gibt es verschiedene Modelle der Humanvermögensrechnung, um die Kosten und den Wert der menschlichen Ressourcen systematisch und regelmäßig zu bestimmen. Die kostenorientierten Modelle beziehen sich auf Perioden bezogene Aufwendungen, wie zum Beispiel die Gehaltszahlung und intensive Aufwendungen, wie zum Beispiel Kosten für Weiterbildungen. Die werteorientierten Modelle der Humanvermögensrechnung hingegen beziehen sich auf die voraussichtliche Leistung des Mitarbeitenden. Beide Modelle unterteilen sich wiederum in diverse Ansätze, die eine Bewertung des Humanvermögens in Hinblick auf unterschiedliche Bewertungsziele und -anlässe ermöglichen.
Kostenorientierte Modelle (Human Resource Cost Accounting)
Bewertung mit Anschaffungskosten: Die Bewertung des Humankapitals basiert auf vergangenen Personalkosten. Darunter fallen Kosten für die Personalauswahl, das Anwerben, die Einstellung, die Stellenbesetzung sowie die Entwicklung und Erhaltung eines Arbeitnehmenden. Das Leistungspotenzial einer Fachkraft ergibt sich somit aus den investierten Anschaffungskosten. Allerdings bleiben alle Ausbildungskosten vor dem Eintritt des Arbeitnehmenden in die Firma unberücksichtigt.
Bewertung mit Wiederbeschaffungskosten: Der Wert des Humankapitals ergibt sich aus den Kosten, die für die Neubesetzung einer Stelle (stellen bezogene Wiederbeschaffungskosten) oder den Ersatz eines ausgeschiedenen Arbeitnehmenden anfallen. Die Berechnungsgrundlage sind hierfür vor allem die Qualifikationen und Fähigkeiten des Arbeitnehmenden, den es zu ersetzen gilt, da der neue Mitarbeitende identische Qualifikationen aufweisen muss (personenbezogene Wiederbeschaffungskosten).
Bewertung mit Opportunitätskosten: Bei diesem Modell wird angenommen, dass die Arbeitnehmenden einen Marktpreis haben. Sie gelten als knappe Ressource, die nur dann etwas wert ist, wenn sie eine alternative Verwendungsmöglichkeit hat. Der Wert des Humanvermögens ergibt sich aus einem simulierten Marktprozess, bei dem Gebote für die Mitarbeitenden abgegeben werden. Leicht ersetzbare Arbeitnehmende sind dagegen keine knappe Ressource, sodass dieser Ansatz nicht auf sie angewendet werden kann.
Wertorientierte Modelle (Human Resource Value Accounting)
Firmenwert-Methode: Bei diesem HCA-Modell soll der Humankapitalwert einer Firma ermittelt werden, indem die vergangene Unternehmensrendite mit der Durchschnittsrendite der jeweiligen Branche verglichen wird. Allerdings werden hierbei lediglich jährliche Veränderungen gegenüber dem Branchendurchschnitt erfasst und kein absoluter Wert des Humankapitals.
Methode der Verhaltensvariablen: Diese Methode versucht, qualitative Variablen in Form von sozialen Einflüssen in die Messung des Humanvermögens einfließen zu lassen. Dazu gehören der Führungsstil, das Betriebsklima, die Motivation und Produktivität der Arbeitnehmenden sowie der Marktanteil. Die Bestimmung erfolgt mithilfe eines Fragenkatalogs.
Methode der zukünftigen Leistungsbeiträge: Der Wert des Humankapitals ergibt sich aus dem Nutzen, den die Mitarbeitenden in Summe künftig für das Unternehmen haben werden. Voraussetzung ist, dass die Beiträge der Angestellten zur Gesamtleistung des Unternehmens bestimmbar sind. Zu den Einflussfaktoren zählt die Stellung des einzelnen Mitarbeitenden in der Firmenhierarchie, sein Leistungsbeitrag auf einer bestimmten Position sowie der Dauer seiner Tätigkeit im Betrieb.
Kritik und Grenzen der Humanvermögensrechnung
Da es keine festgelegte Vorgehensweise bei der Humanvermögensrechnung gibt, wird diese in den verschiedenen Unternehmen individuell gehandhabt und berechnet. Bedingt ist das unter anderem dadurch, dass Firmen unterschiedlich organisiert sind und in ihrer Struktur variieren, was sich unter anderem auf gewisse Variablen wie zum Beispiel die Leistungsbereitschaft auswirkt. Zudem gibt es keine einheitliche Definition, die verdeutlicht, was das Humanvermögen tatsächlich ausmacht. Auch steht die Humanvermögensrechnung immer wieder in der Kritik, da sich menschliche Eigenschaften, das Betriebsklima oder die Mitarbeitermotivation nur schwer messen lassen.