„Über Geld spricht man nicht“ – diese Aussage hat sich gerade in Deutschland manifestiert. Doch in den letzten Jahren kommt immer mehr Bewegung ins Spiel. Gehaltschecks und öffentlich einsehbare Gehaltsreports tragen ihren Teil dazu bei. Erfahren Sie, ob die Vergütung in Ihrem Unternehmen noch angemessen ist, um für geeignete Kandidatinnen und Kandidaten attraktiv zu sein.
Am 6. März war Equal Pay Day. Die Themen Gehalt und faire Bezahlung sind in Deutschland noch immer welche, bei denen die meisten Menschen zusammenzucken, sobald sie in geselliger Runde oder im Kollegenkreis zur Sprache kommen. Eine Klarna-Studie zeigt, dass ein Drittel der Deutschen nie über persönliche Finanzen und das Gehalt sprechen.
Gerade in jüngeren Generationen wie der Gen Z ist die Thematik jedoch nicht mehr so angestaubt wie noch bei Babyboomern. Einen wesentlichen Teil dazu tragen Gehaltschecks und Gehaltsreports von Plattformen wie StepStone und kununu bei. Wir haben uns für Sie angeschaut, wie die neuesten Daten ausfallen.
Einblicke in verschiedene Gehaltschecks: So viel Geld verdienen Deutsche im Schnitt
Die aktuellen Daten liefert der Gehaltscheck der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu, dem 835.000 freiwillig gemachte Gehaltsangaben von Arbeitnehmenden zugrunde liegen. Demnach verdienen Deutsche im Schnitt 49.214 Euro brutto. Die Zahlen zeigen auch, dass Frauen mit 44.425 Euro durchschnittlich deutlich hinter Männern liegen, auf deren Gehaltsabrechnung im Mittel 52.254 Euro auftauchen.
Auf eine ähnliche Zahl kommt der Gehaltscheck von StepStone. Hier ermittelt die Studie einen Durchschnittsverdienst von 50.250 Euro brutto pro Person und Jahr. Am meisten streichen Arbeitnehmende in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen ein, am wenigsten in vielen Bundesländern im Osten mit Ausnahme Berlins.
Das Mediangehalt ist die aussagekräftigere Größe
Kennen Sie den Unterschied zwischen dem Median und dem Durchschnitt? Für die Betrachtung dessen, was Deutsche im Mittel verdienen, ist das entscheidend. Der Durchschnitt zieht alle Gehälter heran und teilt sie durch die Anzahl der Personen. Einige wenige Menschen mit sehr hohen Gehältern verzerren also die Wahrnehmung, was wirklich Durchschnitt ist.
Abhilfe schafft der Median. Dieser teilt die befragten Personen in zwei Gruppen. Die Hälfte verdient mehr, die andere Hälfte weniger als diesen Wert. Das Mediangehalt ist dadurch die aussagekräftigere Messgröße. Dieses liegt laut Stepstone bei 43.750 Euro und damit knapp 100 Euro unter dem Vorjahreswert.
Gehaltsreport verrät die Branchen mit dem höchsten Gehalt in Deutschland
Der Gehaltscheck von StepStone gibt auch einen detaillierten Einblick in die Branchen in Deutschland, in denen sich am meisten Geld verdienen lässt. An der Spitze stehen mit großem Abstand Ärzte, deren Mediangehalt sich auf 94.750 Euro beläuft.
Auf den Konten der Angestellten in folgenden Branchen und Berufsgruppen landet danach am meisten Geld:
- Bank-, Finanz- und Versicherungswesen: 57.000 Euro
- Ingenieurwesen: 56.000 Euro
- Consulting: 54.000 Euro
- IT: 54.000 Euro
- Marketing & PR: 50.000
Von den gängigen Branchen finanziell am wenigsten lukrativ sind vor allem der Groß- und Einzelhandel (35.750 Euro) sowie Hotellerie, Gastronomie und Tourismus (35.500 Euro).
In diesen Berufen gibt es laut Gehaltscheck am meisten Lohn
Branchen sind das eine, konkrete Berufe das andere. Der kununu-Gehaltscheck beleuchtet die zehn lukrativsten Jobs. Ärzte und Ärztinnen sind gleich dreifach vertreten – sowohl Chefärzte, Oberärztinnen als auch Fachärzte landen in der Top 10.
Ein Überblick über die weiteren Jobs mit guten Gehaltsaussichten:
- Partner / Partnerin
- Vorstand / Vorständin
- Finanzvorstand / Finanzvorständin
- Kaufmännischer Leiter / Kaufmännische Leiterin
- Werkleiter / Werkleiterin
- Abteilungsleiter / Abteilungsleiterin
- Pilot / Pilotin
Auffällig, aber wenig verwunderlich: Bis auf die Gruppe der Piloten und Pilotinnen sowie der Fachärzte und -ärztinnen tauchen ausschließlich Führungskräfte in diesem Ranking auf. Durchschnittlich liegt das Gehalt sämtlicher analysierter Positionen ohne Führungsverantwortung mit 46.260 Euro mehr als 13.000 Euro unter dem mit Personalverantwortung (59.448 Euro).
Gehaltsrechner: Eigenes Gehalt einordnen
Möchten Sie selbst herausfinden, ob Ihr Gehalt angemessen ist? Die Datenbanken von kununu oder StepStone bieten bereits erste Anhaltspunkte, zudem gibt es weitere Jobplattformen, die Gehaltsangaben erheben und Löhne vergleichbar machen.
Ein weiteres spannendes Tool bietet die Hans-Böckler-Stiftung mit dem „Lohnspiegel“. Hier können Sie konkret Ihre Daten wie Berufserfahrung, Betriebsgröße, Überstunden, Führungsrolle und noch mehr angeben, um einen möglichst detaillierten Vergleich mit anderen Angestellten oder Selbstständigen in Ihrer Branche zu erhalten.
Gehalt ist auch für Young Professionals noch wichtig
Auch als Unternehmer oder Personalverantwortliche können Sie so herausfinden, was die Branche zahlt. Denn: Es ist auch jüngeren Arbeitnehmenden nach wie vor wichtig, das belegen nicht nur die vorgestellten Gehaltschecks, dass das Gehalt passt. Eine Studie von Academic Work zeigt, dass Young Professionals zwar auch Wert auf Flexibilität, Work-Life-Balance, Arbeitsatmosphäre und die Unternehmenskultur legen. Auf dem ersten Platz landet aber der Punkt „Gehalt und Benefits“.
Um als Verantwortlicher oder Verantwortliche nicht nur die Gehälter in Ihrem Unternehmen, sondern die ebenso wichtigen Benefits im Blick zu behalten, lohnt sich eine HR-Software wie die von rexx systems. Mit dem Baustein Compensation & Benefits organisieren Sie über standardisierte Schnittstellen sowohl die Entgeltabrechnung als auch sämtliche Corporate Benefits.
Fazit: Mehr Gehaltstransparenz lohnt sich
Wer nicht über Geld sprechen will, macht sich als Unternehmen gerade bei jüngeren Bewerbenden nicht unbedingt beliebt. Laut Stepstone-Studie bewerben sich 89 Prozent der Jobsuchenden eher auf eine Stelle, wenn diese mit einer Lohnangabe versehen ist.
Wer als Betrieb also auf der Suche nach Auszubildenden, Young Talents und Fachkräften ist, sollte dringend überlegen, transparenter mit dem Thema Gehalt umzugehen. Ansonsten hat der Wettbewerb einen klaren Vorteil – selbst wenn Bewerbende bei Ihnen unter dem Strich später eine höhere Zahl auf der Monatsabrechnung lesen würden.
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