Bei einem privaten Wohnungswechsel oder einem dienstlich veranlassten Standortwechsel fragen sich viele Angestellte, inwiefern ihnen für den Umzug Sonderurlaub zusteht. Der Anspruch richtet sich danach, aus welchem Anlass und auf welcher Grundlage der Umzug erfolgt. Nach dem Arbeitsrecht gilt eine Freistellung nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Wann besteht Anspruch auf Sonderurlaub beim Umzug?
§ 616 BGB regelt, dass Beschäftigte ihren Lohn behalten, wenn sie kurzzeitig, unverschuldet und aus persönlichem Grund an der Arbeit gehindert sind. Vor allem bei einem dienstlich veranlassten Umzug kann das zutreffen. Bei einem privaten Wohnungswechsel dagegen trifft dies in der Regel nicht zu.
Was regelt § 616 BGB beim Sonderurlaub für den Umzug?
§ 616 BGB ermöglicht bezahlte Freistellung, wenn Beschäftigte aus persönlichen Gründen kurzfristig verhindert sind.
Das gilt jedoch nur, wenn:
- der Anlass nicht selbst verschuldet ist,
- die Abwesenheit nur kurz dauert (meist ein Arbeitstag),
- und der Arbeitsvertrag § 616 nicht ausschließt.
Ein Umzug erfüllt diese Bedingungen nur, wenn er vom Arbeitgebenden angeordnet oder betriebsbedingt notwendig ist.

Welche Tarifverträge gewähren Sonderurlaub beim Umzug?
Diese Tarifverträge konkretisieren § 616 BGB:
- TVöD § 29 Abs. 1 Satz 1: 1 Tag Sonderurlaub bei dienstlich veranlasstem Umzug.
- IG Metall-Manteltarifvertrag (regional): Teilweise 1 Tag auch bei privatem Umzug mit eigenem Haushalt.
- Haus- oder Betriebsvereinbarungen: Häufig Regelungen zu Antragsverfahren und Nachweispflichten.
Hinweis:
Tarif- oder Hausverträge haben Vorrang vor § 616 BGB. Erst wenn dort nichts geregelt ist, kann § 616 greifen.
Wann ist § 616 BGB im Arbeitsvertrag ausgeschlossen?
Viele Arbeitgeber schließen § 616 BGB im Arbeitsvertrag bewusst aus, um Rechtsunsicherheiten und unbeabsichtigte Lohnfortzahlungen zu vermeiden. Wird die Norm ausgeschlossen, besteht kein Anspruch auf bezahlte Freistellung, selbst wenn der Umzug dienstlich veranlasst ist.
Typische Vertragsklausel:
„§ 616 BGB findet keine Anwendung. Der Arbeitnehmer hat in Fällen einer vorübergehenden persönlichen Verhinderung keinen Anspruch auf Fortzahlung der Vergütung.“
Einige Unternehmen gleichen den Ausschluss von § 616 BGB jedoch durch interne Kulanzregelungen aus.
Wissen sicher und Talente entwickeln
— mit Rexx Systems
Mit Rexx Systems setzen Sie Job-Shadowing-Programme strukturiert um, sodass Fortschritte dokumentiert, Abläufe vergleichbar und Lernziele jederzeit überprüfbar sind.
Wie viele Tage Sonderurlaub stehen beim Umzug zu?
Die Anzahl der Tage für Sonderurlaub beim Umzug hängt davon ab, aus welchem Grund der Umzug erfolgt und welche Regelungen im Arbeits- oder Tarifvertrag gelten. Ein längerer Sonderurlaub von bis zu zwei Tagen ist meist nur möglich, wenn dies ausdrücklich im Tarifvertrag, Arbeitsvertrag oder einer betrieblichen Vereinbarung festgelegt ist.
Wie beantragt man Sonderurlaub für den Umzug richtig?
Ein Antrag auf Sonderurlaub sollte rechtzeitig und schriftlich gestellt werden. Auch wenn kein gesetzlicher Anspruch besteht, kann eine gut begründete Anfrage die Zustimmung des Arbeitgebenden erleichtern.
Inhalt des Antrags auf Sonderurlaub
Der Antrag sollte klar formuliert und vollständig sein.
Folgende Angaben sollten enthalten sein:
- Anlass des Sonderurlaubs (z. B. Umzug aufgrund neuer Arbeitsstelle oder betrieblicher Versetzung)
- Datum des geplanten Umzugs
- gewünschte Dauer der Freistellung
- Hinweis auf eventuell geltende Tarif- oder Vertragsregelungen
Nachweise und Begründung des Umzugs
Arbeitgebende dürfen einen Nachweis oder eine Bestätigung des Umzugs verlangen, etwa einen Mietvertrag oder eine Bescheinigung über die Versetzung. Bei einem betrieblich veranlassten Wohnortwechsel erhöht eine formale Begründung die Chance auf bezahlte Freistellung.
Kommunikation und Timing beim Antrag auf Umzugsurlaub

Der Antrag sollte mindestens zwei bis drei Wochen im Voraus gestellt werden. Eine offene Kommunikation mit der Personalabteilung oder direkten Vorgesetzten verhindert Missverständnisse. Auch wenn kein Anspruch besteht, zeigen viele Arbeitgebende bei klarer Planung und guter Begründung Entgegenkommen.
Musterantrag auf Sonderurlaub
Ein Antrag auf Sonderurlaub sollte immer schriftlich und mit klarer Begründung erfolgen. Die folgende Vorlage können Sie für alle persönlichen Anlässe verwenden, z. B. Umzug, Eheschließung, Todesfall, Geburt oder Arztbesuch.
Vorlage: Antrag auf Sonderurlaub
An: [Name der Personalabteilung oder Vorgesetzten]
Von: [Vor- und Nachname]
Abteilung: [Abteilung / Team]
Datum: [TT.MM.JJJJ]
Betreff: Antrag auf Sonderurlaub
Sehr geehrte/r [Anrede],
hiermit beantrage ich Sonderurlaub gemäß § 616 BGB bzw. nach den geltenden tariflichen oder betrieblichen Regelungen, da ich am [Datum / Zeitraum] aufgrund von [Anlass, z. B. Eheschließung, Umzug, Todesfall in der Familie, Arzttermin etc.] kurzzeitig an der Arbeitsleistung verhindert bin.
Ich beantrage die Freistellung für [Anzahl] Arbeitstag(e) unter Fortzahlung der Vergütung.
Begründung: [Kurzbeschreibung des Anlasses – z. B. „Der Termin ist nicht verschiebbar, da …“]
Nachweis (falls erforderlich): [z. B. Einladung, Bescheinigung, Meldebestätigung, Attest etc.]
Ich bitte um wohlwollende Prüfung meines Antrags und eine Rückmeldung bis spätestens [Datum].
Mit freundlichen Grüßen
[Unterschrift]
[Name]
Alternativen zum Sonderurlaub: Urlaubstage, Gleitzeit und Homeoffice
Auch ohne Anspruch auf Sonderurlaub gibt es verschiedene Wege, den Umzugstag zu organisieren:
Nutzung regulärer Urlaubstage oder Arbeitszeitkonten beim Sonderurlaub
Fehlt eine Sonderregelung, kann der Umzug über reguläre Urlaubstage oder den Abbau von Überstunden abgewickelt werden. In Betrieben mit Gleitzeit bieten sich Arbeitszeitkonten an, um den Tag ohne Gehaltsverlust freizuhalten.
Freizeitausgleich und flexible Lösungen für Sonderurlaub
Bei kleineren Umzügen oder Transporten genügt oft ein halber Tag oder eine Kombination aus Homeoffice und Freizeitausgleich.
3 Irrtümer zum Sonderurlaub beim Umzug
Beim Thema Sonderurlaub für den Umzug kursieren viele falsche Vorstellungen. Die rechtliche Lage ist klarer, als sie oft dargestellt wird, aber sie wird häufig missverstanden.
1. Sonderurlaub ist immer bezahlt
Viele glauben, dass Sonderurlaub automatisch bezahlt wird. Das stimmt nicht, denn nur § 616 BGB oder ein Tarifvertrag sichern die Lohnfortzahlung. Wird § 616 im Arbeitsvertrag ausgeschlossen, bleibt nur die unbezahlte Freistellung oder Urlaub.
2. Betriebliche Praxis ersetzt keine Rechtsgrundlage
Wenn Arbeitgebende freiwillig freie Tage bei privaten Umzügen gewähren, schafft das keinen dauerhaften Anspruch für künftige Fälle. Eine sogenannte „betriebliche Übung“ entsteht nur, wenn die Freistellung über längere Zeit regelmäßig und vorbehaltlos gewährt wurde.
3. Gerichte entscheiden im Einzelfall über Sonderurlaub beim Umzug
In der Rechtsprechung wurde Sonderurlaub beim Umzug vor allem dann anerkannt, wenn der Arbeitgebende den Ortswechsel verlangt oder angeordnet hat. Bei rein privaten Umzügen lehnen Gerichte einen Anspruch in der Regel ab.
Sonderurlaub beim Umzug richtig regeln – mit Überblick und Planung
Viele Personalabteilungen verlieren bei Sonderurlauben und Abwesenheiten wertvolle Zeit durch manuelle Abstimmungen und fehlende Übersicht. Rexx Systems sorgt für Übersicht durch klare Abläufe, automatische Freigaben und verlässliche Daten.
Ihre Vorteile mit Rexx Systems:
- Klare Übersicht über Abwesenheiten und Sonderurlaube
- Automatisierte Anträge und Genehmigungsprozesse
- Einbindung in HR-Module wie Zeiterfassung und Personalakte
- Transparente Kommunikation zwischen HR, Führungskräften und Mitarbeitenden
Wissen sicher und Talente entwickeln
— mit Rexx Systems
Mit Rexx Systems setzen Sie Job-Shadowing-Programme strukturiert um, sodass Fortschritte dokumentiert, Abläufe vergleichbar und Lernziele jederzeit überprüfbar sind.
Sonderurlaub beim Umzug – Häufige Fragen und Antworten
Kann der Sonderurlaub beim Umzug steuerlich berücksichtigt werden?
Ein gewährter Sonderurlaub selbst ist nicht steuerlich relevant, wohl aber die Kosten des Umzugs. Wenn Arbeitnehmende dienstlich umziehen, können Umzugskosten als Werbungskosten angesetzt werden. Dazu zählen Transportkosten, Maklergebühren oder doppelte Mietzahlungen innerhalb eines Übergangszeitraums.
Wie regeln Unternehmen Sonderurlaub beim Umzug in der Praxis?
Viele Unternehmen haben interne Richtlinien oder Betriebsvereinbarungen, die Umzugstage klar festlegen. Häufig werden Beschäftigte für einen Tag bezahlt freigestellt, wenn der Umzug mit einer neuen Stelle, Versetzung oder Standortverlagerung verbunden ist. Mitarbeitende in Human Resources dokumentieren dies zunehmend über Softwarelösungen, um Nachweise und Genehmigungen übersichtlich zu verwalten.
Wie kann Rexx Systems bei der Verwaltung von Sonderurlaub unterstützen?
Rexx Systems ermöglicht es, Sonderurlaube wie Umzugstage digital zu beantragen, zu genehmigen und zu dokumentieren. HR-Abteilungen behalten dadurch alle Freistellungen, Resturlaube und Begründungen im Blick, ohne Tabellen oder Papierformulare zu nutzen.
Welche Unterschiede gibt es zwischen Sonderurlaub und Freizeitausgleich beim Umzug?
Sonderurlaub ist eine bezahlte Freistellung aus persönlichem Anlass. Freizeitausgleich entsteht meist aus angesammelten Überstunden. Für private Umzüge greifen viele Arbeitgebende lieber auf Gleitzeit oder Homeoffice-Regelungen zurück, um Flexibilität ohne zusätzlichen Urlaubstag zu ermöglichen.
Welche Nachweise muss ich für einen Umzugsurlaub vorlegen?
Arbeitgebende können Nachweise verlangen, um den Grund des Sonderurlaubs zu belegen. Bei einem dienstlich bedingten Umzug kann eine schriftliche Versetzungsanordnung reichen, bei privaten Umzügen sind Mietvertrag oder Übergabeprotokoll gängige Nachweise.
Welche Vorteile hat die digitale Verwaltung von Umzugsurlaub mit Rexx Systems?
Rexx Systems prüft Sonderurlaube automatisch, verknüpft sie mit Vertragsdaten und übernimmt sie in die Personalakte. Das spart Zeit, reduziert Rückfragen und sorgt für eine transparente, rechtskonforme Dokumentation aller Abwesenheiten.
Was passiert, wenn der Arbeitgebende Sonderurlaub beim Umzug ablehnt?
Lehnt der Arbeitgebende den Sonderurlaub ab, kann geprüft werden, inwiefern tarifliche oder betriebliche Regelungen greifen. Fehlen solche Vereinbarungen, bleibt nur die Möglichkeit, regulären Erholungsurlaub oder unbezahlte Freistellung zu beantragen.