Noch schnell die Jobbeschreibung der überregionalen Zeitung übermitteln, hier noch eine Anzeige im Vorfeld der Jobmesse…ja, diese Recruiting-Kanäle gibt es noch und sie funktionieren auch hier und da. Um aber kreative, gerade junge Menschen zu erreichen, ist anderes gefragt. Wo halten sich Gen Z und Generation Alpha auf? Richtig: Social Media. Und genau hier setzt Social Recruiting an.
Recruiting-Kampagnen auf Social Media gehen oft viral. Manchmal, weil sie wahnsinnig hölzern und bieder wirken. Meistens aber, weil sie durchdacht und doch einfach und erfolgreich sind. Oft braucht es gar nicht viel, um Social Recruiting auf TikTok, Instagram, Snapchat & Co. erfolgreich umzusetzen. Wir werfen einen Blick darauf, was diese Form des Recruitings auszeichnet.
Definition: Was ist Social Recruiting?
Social Recruiting bezeichnet den Prozess der Rekrutierung von Kandidaten und Kandidatinnen durch die Nutzung sozialer Netzwerke – oder vereinfacht Social Media.
Wichtig dabei: Diese Methode geht über das reine Posten von Stellenanzeigen hinaus, das ist noch längst kein Social Recruiting, sondern vielmehr die Verlagerung der ohnehin schon beim Regionalanzeiger in der Zeitung geposteten Stellenanzeige „ins Internet“.
Vielmehr geht es beim Social Recruiting – oder auch Social-Media-Recruiting – um den gezielten Aufbau einer Arbeitgebermarke und die direkte Interaktion mit potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen über Plattformen wie TikTok, Instagram und Snapchat, aber auch „ältere“ Netzwerke wie Facebook oder Business-Pendants wie LinkedIn.
Social Media bieten dabei eine Plattform für sehr einfachen und schnellen Dialog sowie Engagement ohne große Hürden, was diese Strategie deutlich von traditionellen Rekrutierungsmethoden unterscheidet.
Reine Stellenanzeigen auf Social Media waren gestern
Spannend ist ein Blick auf die Entwicklung von Social Recruiting. Im Jahr 2018, noch vor der Corona-Pandemie, vor TikTok und zu den Anfangszeiten der in der Arbeitswelt aufkeimenden Gen Z, nutzte (verhältnismäßig) kaum ein Unternehmen Social-Media-Recruiting.
Laut Monster und Statista schalteten beispielsweise nur elf Prozent Stellenanzeigen auf Facebook, nicht einmal zehn Prozent nutzten LinkedIn – immerhin grob ein Viertel Xing für das Posten von Stellenanzeigen. Aber die Formulierung zeigt bereits: Damals ging es mehr um das reine Posting der offenen Stellen. Social Recruiting ist wie angedeutet heute viel mehr als nur das.
Grundsätzlich spannend ist die Verschiebung hin zu einer strategischeren Nutzung der Plattformen. Heute liegt der Fokus darauf, eine Marke als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren und mit potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen „zu quatschen“, in den Dialog zu kommen.
So werden auch passive Kandidaten und Kandidatinnen erreicht. Das sind rund zwei Drittel aller Arbeitnehmenden. Passiv heißt nichts anderes als: sie suchen nicht aktiv nach Jobs, sind aber für neue Möglichkeiten offen. Plattformen wie LinkedIn sind dabei besonders effektiv, da 45 Prozent dieser Passiven offen für Gespräche mit dem Recruiting sind, wenn sich die richtige Gelegenheit bietet.
Übrigens: Eine aktuellere Umfrage und Erhebung aus dem Jahr 2023 zeigt, dass mittlerweile bereits 55 Prozent aller Unternehmen in der DACH-Region Social Media zur Gewinnung neuer Mitarbeitenden nutzt. Recruitee geht sogar von 90 Prozent aus. Auch wenn die Zahlen weit auseinander liegen, ist eines im Vergleich zu 2018 klar: Das Thema wird immer wichtiger!
Diese Kanäle werden im Social Recruiting genutzt
Doch welche Kanäle kommen überhaupt infrage? Bei diversen Umfragen aus vergangenen Jahren landen meist LinkedIn, Xing und Facebook auf dem Treppchen. Vor allem bei jüngeren Generationen lässt das jedoch nur ein müdes Lächeln zurück. Hier sind auch neuere Kanäle gefragt – eben jene, auf denen sich die Zielgruppe aufhält.
Und denken Sie, dass 15-jährige Bald-Auszubildende oder 23-jährige Studien beendende auf Facebook oder Xing Zeit verbringen?
Ein kurzer Überblick über mögliche Kanäle für Social Recruiting:
- LinkedIn: Unangefochtener Marktführer im Bereich „professionelles Networking“. LinkedIn eignet sich perfekt für die Ansprache von Fachkräften und Führungspersonal, es tummeln sich aber auch immer mehr Berufsanfänger und -anfängerinnen hier. Bietet spezielle Tools für Recruiter und Recruiterinnen.
- Facebook: Immer noch nach Nutzenden das größte soziale Netzwerk weltweit. Unternehmen können ihre Seiten nutzen, um Stellenanzeigen zu posten, zu interagieren und Einblicke in die Unternehmenskultur zu geben. Allerdings gar nicht bis wenig genutzt von jungen Generationen.
- X (Twitter) / Threads: X ist ideal für schnelle Kommunikation und das Erreichen einer breiten Öffentlichkeit. Wird aber eher von Threads (gehört zu Instagram, das wiederum zu Meta gehört) abgelöst. Hier positionieren sich Brands vor allem lustig und ironisch.
- Instagram: Eine Plattform, die vor allem bei jüngeren Zielgruppen äußerst beliebt ist, deren Nutzerschaft aber auch bereits mit gealtert ist. Hier setzen Unternehmen auf visuell ansprechende Inhalte, um die Unternehmenskultur zu präsentieren und durch Storys und Posts eine emotionale Verbindung aufzubauen.
- TikTok: Eine der neuesten und schnell wachsenden Plattformen im Social Recruiting. TikTok wird stark genutzt, um durch kreative und unterhaltsame Videos die Aufmerksamkeit insbesondere jüngerer Job interessierter zu gewinnen.
- Snapchat: Ebenfalls beliebt bei der jüngsten, relevantesten Zielgruppe. Snapchat kann genutzt werden, um durch temporäre Inhalte (Snaps) Einblicke in den Arbeitsalltag zu bieten und spezielle Ereignisse oder „Behind the Scenes“-Momente zu teilen.
- Xing: Als Business-Netzwerk vor allem im deutschsprachigen Raum wichtig, allerdings kaum noch relevant gegenüber LinkedIn.
YouTube, Reddit, Pinterest – natürlich gibt es noch deutlich mehr soziale Medien. Wir beschränken uns aber auf die genannten. Gut möglich, dass aber auch andere für Sie relevant sind. Den Kanal gibt letztlich immer Ihre Zielgruppe vor.
Social Recruiting in 6 Schritten: So klappt’s
Die zu bestimmen, ist einer der ersten Schritte. Schließlich macht es einen Unterschied, ob Sie einen Azubi für das zweite Lehrjahr oder einen neuen Head of HR suchen.
Hier eine Schritt-für-Anleitung, wie Sie Social Recruiting umsetzen können:
- Strategie festlegen: Bevor Sie überhaupt beginnen, sollten Sie eine klare Strategie definieren. Wen möchten Sie erreichen? Welche Fähigkeiten sind gefragt? Sollen die Kandidaten und Kandidatinnen aktiv über Active Sourcing erreicht werden oder passiv organisch? Definieren Sie das klar.
- Zielgruppenanalyse: Finden Sie heraus, wo sich die definierte Zielgruppe aufhält. Unterschiedliche Plattformen ziehen unterschiedliche Menschen an. LinkedIn Fachleute, Facebook Ältere, TikTok Gen Z – und so weiter. Nutzen Sie diese Informationen, um Ihre Strategie auf die richtigen Plattformen zu konzentrieren.
- Klare Ziele festlegen: Welche Ziele soll Ihr Unternehmen mit Social Recruiting erreichen? Seien Sie konkret – etwa mit einer definierten Steigerung der Anzahl der Bewerbungen.
- Kanäle auswählen: Basierend auf Ihrer Zielgruppenanalyse wählen Sie die geeigneten Kanäle aus – Inspiration finden Sie weiter oben. Wichtig: Nicht jede Plattform ist für jede Art von Stellenanzeige oder Unternehmenskultur geeignet! Entscheiden Sie, welche Kanäle am besten zu den Zielen und der Kultur des Betriebs passen.
- Prozesse und Richtlinien einrichten: Es ist wichtig, konsistente Kommunikationsrichtlinien über alle Kanäle hinweg zu haben. Ton, Stil, Ansprache, Interaktionen: Das muss sitzen. Legen Sie auch fest, wer für die Erstellung und Überwachung der Inhalte verantwortlich ist.
- Inhalte produzieren: Erstellen Sie ansprechende und relevante Inhalte, die Ihre Zielgruppe ansprechen. Dies kann von Stellenanzeigen (sind natürlich nicht verboten!) über informative Artikel bis hin zu Videos reichen, die Einblicke in den Arbeitsalltag bei Ihrem Unternehmen bieten. Wichtig: Posten Sie regelmäßig!
Auf Social Media jagt ein Trend den nächsten
Was genau im Social Recruiting konkret funktioniert, wandelt sich ständig. Das gilt sowohl für die gefragtesten Plattformen als auch die Inhalte. Wer sich einmal mit Social Media beschäftigt, merkt schnell, wie schnell ein viraler Trend vorbei ist und der nächste bereits mit den Hufen scharrend im Feed oder der Timeline steht.
Daher gilt: Augen auf, was Trends auf Social Media angeht! Sie bekommen mit der Zeit ein Gefühl dafür, was im Social Recruiting funktioniert und was nicht. Eine weitere Methode und Idee ist es, sich umzuschauen, was andere machen.
rexx systems prämiert seit 2018 erfolgreiche, kreative und einprägsame Recruiting-Kampagnen im Rahmen des rexx Recruiting Award. Social Media ist aus den meisten Recruiting-Kampagnen inzwischen nicht mehr wegzudenken. Die Einreichungen des Awards bieten eine großartige Inspirationsquelle für das eigene Social-Media-Recruiting.
Fazit: Mit Social Recruiting vor allem junge Menschen dort erreichen, wo sie ohnehin sind
Die Beispiele zeigen: Social Recruiting ist ein ganz schön mächtiges Instrument, um vor allem junge Menschen effektiv anzusprechen – wenn es richtig und konsequent eingesetzt wird. Durch ein gezieltes Engagement auf TikTok & Co. können Sie authentisch wirken und junge Talente dort erreichen, wo sie ohnehin sind – in ihrer gewohnten digitalen Umgebung.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei nicht nur in der Präsenz, sondern auch in der Art der Kommunikation: Seien Sie echt, direkt, interaktiv.
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