Die Offer-Acceptance-Rate (OAR) gibt an, wie viele Bewerber sich für ein Unternehmen entscheiden, das ihnen ein Jobangebot unterbreitet hat. Sie ist somit ein KPI für die Attraktivität des Arbeitgebers bzw. des Angebots. Zugleich lässt sie sich als Benchmark für den Vergleich mit anderen Arbeitgebern heranziehen.
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Berechnung der Offer-Acceptance-Rate
Die KPI der Offer-Acceptance-Rate berechnet sich nach dieser Formel:
Anzahl der akzeptierten Jobangebote x 100 : Anzahl der unterbreiteten Jobangebote
So bedeutet ein OAR von 75 Prozent, dass sich ein Viertel der Kandidaten, die vom Unternehmen eine Zusage erhalten, für ein Jobangebot bei einem anderen Arbeitgeber entscheiden.
Es gibt keine definierten Regeln darüber, wie hoch die Offer-Acceptance-Rate konkret ausfallen sollte. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass bei einem Wert von über 80 Prozent alles in Ordnung ist. Je höher der Wert ist, desto besser ist es natürlich für das Unternehmen. Im Idealfall beträgt die Quote 100 Prozent. Der Recruiter kann in dem Fall also jeden Kandidaten für eine Anstellung begeistern, dem er ein Jobangebot unterbreitet.
Niedrige Offer-Acceptance-Rate: Woran kann es liegen?
Nehmen nur wenige Kandidaten ihr unterbreitetes Jobangebot an, führt dies zu einer niedrigen Offer-Acceptance-Rate. Die Ursachen dafür können vielfältig sein:
- Es herrscht Unzufriedenheit mit dem angebotenen Gehalt oder die Benefits überzeugen nicht.
- Der Kandidat hat von einem anderen Arbeitgeber ein besseres Angebot bekommen.
- Der Bewerber wollte nur „seinen Marktwert testen“ und hatte keine ernste Wechselabsicht.
- Die Stelle bietet keine ausreichende Herausforderung oder zu wenig Aufstiegschancen.
- Die Unternehmenskultur oder die Führungsspitze passt nicht zu den Wünschen des Bewerbers.
Eine der häufigsten und zugleich am wenigsten beachteten Ursachen ist die Candidate-Experience. Gemeint sind die Erfahrungen, die ein Kandidat während des Bewerbungsprozesses mit dem Arbeitgeber macht. Eine unzureichende Kommunikation, zweifelhafte Fragetechniken im Vorstellungsgespräch oder ein unnötig in die Länge gezogener Bewerbungsprozess können den positiven ersten Eindruck schmälern und das Interesse an einer Anstellung schwinden lassen.
Sechs Wege, um die Offer-Acceptance-Rate zu steigern
Recruiter sehen sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Haben sie die erste Hürde erst einmal genommen, nämlich ausreichend Bewerber für eine Stelle zu gewinnen, scheint der Kampf schon halb gewonnen. Doch bald folgt das größere Hindernis: Jetzt gilt es, die Kandidaten von sich zu überzeugen. Denn die wenigsten Arbeitnehmer bewerben sich nur bei einem Arbeitgeber. Die folgenden Wege helfen, die Offer-Acceptance-Rate zu steigern.
#1 Aufbau einer Beziehung
Eine Beziehung zum Bewerber aufzubauen, ist essenziell. So stellt der Kandidat im Idealfall bereits vor Beginn des Arbeitsverhältnisses eine Bindung zum Arbeitgeber her. Dazu gehört neben einem festen Ansprechpartner vor allem ein persönlicher und dennoch professioneller Kommunikationsstil. Idealerweise vermittelt der Recruiter dem Kandidaten das Gefühl, dass er im Team herzlich willkommen ist und seine Bedürfnisse berücksichtigt werden.
#2 Geschwindigkeit
Zieht sich der Bewerbungsprozess über Monate hin, geht selbst dem motiviertesten Bewerber irgendwann die Puste aus – oder er erhält ein zügigeres Angebot von der Konkurrenz. Eine unmittelbare Reaktion auf ein Ereignis ist deshalb besonders wichtig. Dazu zählt eine persönliche Eingangsbestätigung sofort nach dem Versand der Bewerbung. Noch viel wichtiger ist eine zeitnahe Einladung zum Vorstellungsgespräch oder das telefonische Nachfassen nach dem Gespräch. Solche Details vermitteln Wertschätzung.
#3 Angebot
Es gibt auch klare Unterschiede in der Art, wie Arbeitgeber ein Angebot unterbreiten. Ein geschäftsmäßiger Brief, mit dem der Arbeitsvertrag in zweifacher Ausfertigung verschickt wird, erfüllt seinen Zweck. Doch hinterlässt es beim Bewerber einen ganz anderen Eindruck, wenn der zukünftige Chef ihn persönlich anruft, ihm das Jobangebot unterbreitet und mit ihm die vertraglichen Details bespricht (und bei Bedarf sogar noch einmal nachverhandelt). Kommt die Zusage nicht ad hoc, zeigt er seine Wertschätzung, indem er spätestens nach zwei Tagen noch einmal nachfragt.
#4 Motivation
Jeder Kandidat hat einen Grund, warum er sich bewirbt, etwa weil er den nächsten Karriereschritt anstrebt, mit seinem bisherigen Team oder Chef unzufrieden ist oder mehr verdienen möchte. Arbeitgeber sollten das Vorstellungsgespräch und auch die weitere Kommunikation nutzen, um diese Motivation herauszufinden. So können sie gezielt darauf eingehen, inwieweit sie den Veränderungswünschen des Kandidaten gerecht werden können, etwa mit einem höheren Gehalt und Benefits argumentieren, das nette Team vorstellen oder Karrierechancen aufzeigen.
#5 Transparenz
Was passiert gerade im Hintergrund? Abgesehen von Schriftverkehr und Vorstellungsgesprächen erhalten die Bewerber selten Einblick in die internen Prozesse. Um ihr Engagement zu wecken und ihnen ein Gefühl von Integration zu geben, ist es jedoch wichtig, den Bewerbungsprozess transparent zu halten. Der Kandidat sollte deshalb regelmäßig Informationen dazu bekommen, welche Schritte als Nächstes zu erwarten sind, warum ein Termin verschoben werden muss oder wann das nächste Telefonat ansteht.
#6 Candidate-Experience
Auch die vorangegangenen Tipps zur Steigerung der Offer-Acceptance-Rate schlagen zum Teil in die Bresche der Candidate-Experience. Doch geht dieser Begriff noch weiter: Arbeitgeber sollten den Kandidaten an jedem Berührungspunkt ein positives Erlebnis bieten. Dies beginnt bereits in der sogenannten Anziehungsphase, also etwa mit dem Employer-Branding, und zieht sich durch den gesamten Bewerbungsprozess bis hin zur Einstellung – und darüber hinaus. Gefragt sind eine persönliche, herzliche Ansprache, personalisierte Schreiben ohne Standardfloskeln, schnelle Reaktionen, ein positives Image nach außen (und innen!) und viele weitere Faktoren, um den Bewerbern eine gute Erfahrung zu ermöglichen. Dies vermittelt den Eindruck eines Unternehmens, für das man gerne arbeiten möchte.
Ist eine Offer-Acceptance-Rate von 100 Prozent möglich?
Eine Offer-Acceptance-Rate von 100 Prozent ist zwar möglich, aber ein bisschen auch dem Zufall überlassen. Denn so sehr sich das Unternehmen anstrengen mag – für Bewerber ist nicht nur die Attraktivität des Arbeitgebers ausschlaggebend, sondern auch andere Faktoren wie etwa der Anfahrtsweg, familiäre Erwägungen oder die noch fehlende Wechselbereitschaft. Trotzdem lohnt es sich, nach einer möglichst hohen Offer-Acceptance-Rate zu streben. Denn ganz nebenbei wirken sich diese Bemühungen positiv auf das Employer-Branding und mitunter sogar auf die Bindung der bestehenden Mitarbeiter an das Unternehmen aus.