Akkordarbeit

Inhaltsverzeichnis

Unter Akkordarbeit wird eine Tätigkeit verstanden, die von Arbeitnehmenden sehr schnell ausgeführt wird, um in möglichst kurzer Zeit eine große Menge an Produkten herzustellen. Damit eine Tätigkeit akkordfähig ist, müssen Arbeitgeber gesetzliche Vorgaben beachten. Allerdings bringt diese Arbeitsform nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile mit sich – sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmende.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Akkordarbeit vergütet nach Menge statt Zeit, mit Zeit‑ oder Geldakkord als Entlohnungsmodelle
  • Gesetzliche Vorgaben und Arbeitsrecht sichern Mindestlohn, Arbeitszeitregelungen, Betriebsrats‑Mitbestimmung und Schutzvorschriften
  • Vorteile sind direkte Leistungsanreize und planbare Stückkosten
  • Nachteile sind hoher Druck, Qualitätsrisiken und gesundheitliche Belastungen

Definition: Wann spricht man von Akkordarbeit?

Akkordarbeit ist ein Arbeitsverhältnis, bei dem der Lohn nicht nach den geleisteten Arbeitsstunden errechnet wird. Stattdessen wird die geleistete Arbeitsmenge unabhängig von der dafür aufgewendeten Zeit vergütet. Bei dieser Arbeitsform ist also die erreichte oder produzierte Stückzahl maßgebend. Je höher die Arbeitsleistung, desto höher ist demnach die Bezahlung. Akkordarbeit ist nicht für jeden Beruf geeignet. Ein typischer Bereich ist die Produktion, wo die produzierte Stückzahl und der pro Stück vereinbarte Lohnsatz die Basis für die Lohnabrechnung bildet.

Für Arbeitnehmer ist der Anreiz dadurch enorm groß, in der gesetzten Zeit möglichst große Mengen zu produzieren. In der Regel werden solche Tätigkeiten von den Arbeitnehmenden automatisiert und mit enormer Schnelligkeit ausgeführt. Kriterien für die Mengenbemessungen sind zum Beispiel die Anzahl an hergestellten Stücken, das Gewicht, die Länge oder das Volumen eines gefertigten Stücks. Heute wird jedoch kaum noch im Akkord gearbeitet. Grund dafür könnte die Überbeanspruchung der Arbeitnehmenden sein. Ein weiterer Nachteil ist auch die Gefahr, dass die schnelle Produktion zulasten der Qualität gehen kann.

Entlohnungsarten bei Akkordarbeit

Bei Akkordarbeit wird, anders als beim Stundenlohn, nach Leistung bezahlt. Es gibt zwei Hauptformen:

Zeitakkord

  • Der Arbeitgeber legt für eine bestimmte Arbeitsmenge eine Soll‑Zeit fest (z.B. 30 Minuten für 50 Teile).
  • Der Grundlohn wird durch einen Akkordzuschlag ergänzt, wenn die Soll‑Zeit unterschritten wird.
  • Effektiver Stundenlohn = (Stückmenge ÷ Soll‑Zeit) × Stücklohn. So kann ein schnellerer Mitarbeiter seinen Stundenlohn über den vereinbarten Grundlohn hinaus steigern.

Geldakkord

  • Hier erhält der Mitarbeitende für jedes hergestellte Teil einen festen Geldbetrag (z.B. 0,50 € pro Stück).
  • Die Bezahlung steigt linear mit der produzierten Menge, ohne Soll‑Zeit-Vorgaben.
  • Umgerechnet auf einen Stundenlohn wird der Gesamtverdienst durch die tatsächlich benötigte Zeit geteilt, was Transparenz bei Vergleichen mit Zeit- oder Stundenlohnmodellen schafft.
FormBerechnungsgrundlageAnreizwirkung
ZeitakkordSoll‑Zeit vs. Ist‑LeistungHohe Wirkung fördert kürzere Zeiten und Zuschläge
GeldakkordStückzahl × StückpreisJeder zusätzliche Absatz erhöht den Verdienst direkt

Beide Modelle bieten starke Leistungsanreize, erfordern aber genaue Zeit‑ und Mengenerfassung sowie transparent vereinbarte Stück‑ bzw. Zeitvorgaben.

Welche Voraussetzungen gelten für Akkordarbeit?

Für ein Akkordmodell müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Messbare Arbeitsabläufe: Gleichbleibende, wiederholbare Tätigkeiten mit klar definierbaren Einheiten (z. B. gleiche Teile oder Arbeitsschritte).
  • Eindeutige Zeitvorgaben: Für Zeitakkord: eine präzise Soll‑Zeit pro Einheit. Für Geldakkord: ein fixer Stückpreis, der fair kalkuliert ist.
  • Zuverlässige Erfassungssysteme: Digitale oder mechanische Erfassung von Produktionsmenge und Arbeitszeit, um Rechengenauigkeit und Nachvollziehbarkeit sicherzustellen.
  • Klare Vereinbarungen: Schriftlicher Akkordvertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, der Mindestlohn, Zuschläge, Pausenregelungen und Prüfmodalitäten regelt.
  • Arbeitsmedizinische Beurteilung: Gesundheitscheck (gerade bei hoher körperlicher Belastung), um gesundheitliche Risiken auszuschließen und Schutzmaßnahmen zu definieren.

Diese Voraussetzungen sichern, dass Akkordarbeit nach Arbeitsrecht transparent, fair und rechtssicher umgesetzt werden kann.

Welche gesetzlichen Vorgaben gelten bei der Akkordarbeit?

Beim Akkordvertrag handelt es sich um einen Dienstvertrag gemäß §§ 611 ff. Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), in dem die festgehaltenen Regelungen im Arbeits- oder Tarifvertrag sowie der Betriebsvereinbarung zu finden sind. Für Arbeitgeber ist entscheidend, dass die Vereinbarungen zur Akkordarbeit entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 6 Nachweisgesetz (NachwG) in Schriftform festzuhalten sind.

Darüber hinaus unterliegt die Akkordarbeit in Deutschland weiteren klaren Rechtsregelungen, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer schützen:

Mindestlohn und Tarifbindung

  • Jeder Akkordlohn muss mindestens den gesetzlichen Mindestlohn (§ 1 MiLoG) abdecken.
  • Tarifverträge können höhere Mindestentgelte vorsehen und sind vorrangig anzuwenden.

Arbeitszeitgesetz (ArbZG)

  • Maximale tägliche Arbeitszeit von 8 Stunden (Ausdehnung auf 10 Stunden bei Ausgleich innerhalb von sechs Monaten).
  • Mindestens 30 Minuten Pause nach 6 Stunden und 45 Minuten nach 9 Stunden Arbeit.
  • Pflicht zur Dokumentation der geleisteten Arbeitszeit, auch bei Akkordarbeit.

Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats

Schutzvorschriften und Altersgrenzen der Akkordarbeit

  • Jugendliche unter 18 Jahren dürfen keine Akkordarbeit leisten (Jugendarbeitsschutzgesetz).
  • Arbeitnehmer über 55 Jahre benötigen eine ärztliche Bescheinigung, um Akkordarbeit auszuüben; oft gelten niedrigere Belastungsgrenzen.
  • Schwangere und stillende Mütter dürfen nicht in Akkordarbeit eingesetzt werden (Mutterschutzgesetz).

Diese Regelungen sichern faire Löhne, angemessene Arbeitsbedingungen und Gesundheitsschutz bei Akkordarbeit.

Wann ist Akkordarbeit verboten?

Aufgrund des Leistungsdrucks, des hohen Tempos und der enormen körperlichen Belastung ist die Akkordarbeit nicht für alle Personen geeignet und die Gesetzeslage ist in Bezug auf bestimmte Personengruppen entsprechend streng:

  • Jugendarbeit: Personen unter 18 Jahren dürfen laut Jugendarbeitsschutzgesetz (§ 8 JArbSchG) keine Akkordarbeit leisten.
  • Schwangere und Stillende: Laut Mutterschutzgesetz (§ 11 MuSchG) ist Akkordarbeit für schwangere Frauen und stillende Mütter verboten.
  • Fahrpersonal: Für bspw. LKW-Fahrer gelten verschärfte Schutzmaßnahmen, da hier das Risiko von Überlastung und gesundheitlichen Folgeschäden bzw. die Unfallgefahr durch die höhere Belastung (§ 3 FPersG) stark erhöht ist.
  • Ältere Arbeitnehmer: Ab 55 Jahren ist Akkordarbeit nur nach ärztlicher Untersuchung und ggf. mit reduzierten Belastungsgrenzen erlaubt.
  • Gesundheitliche Gründe: Bei ärztlich attestierten Gesundheitsrisiken (z.B. Herz‑Kreislauf-Erkrankungen) untersagt der Betriebsarzt Akkordarbeit.
  • Arbeitszeitverstöße: Wenn Akkordarbeit Höchstarbeitszeiten, vorgeschriebene Pausen oder Mindestlohnregelungen missachtet, ist sie unzulässig.
  • Betriebsratsvorbehalt: Ohne Zustimmung des Betriebsrats (§ 87 BetrVG) gilt Akkordarbeit als unrechtmäßig eingeführt.

Akkordarbeit in Deutschland: Branchen und Einsatzbereiche

In Deutschland wird Akkordarbeit vor allem in Bereichen mit standardisierten Abläufen und hohem Stückzahlbedarf umgesetzt. Typische Einsatzfelder sind:

  • Metall‑ und Elektroindustrie: Montage von Bauteilen, Kabelkonfektionierung und Endmontage elektrischer Geräte profitieren von Stück‑ oder Zeitakkorden.
  • Verpackungsindustrie: Verpacken, Sortieren und Etikettieren großer Stückzahlen lassen sich leicht messen und belohnen.
  • Lebensmittel‑ und Getränkeproduktion: Abfüllen, Etikettieren und Verpacken von Produkten folgt klaren, wiederholbaren Prozessen.
  • Logistik und Versand: Kommissionieren und Verpacken einzelner Artikel im Lager eignet sich für akkordbasierte Vergütung.
  • Textil‑ und Bekleidungsfertigung: Nähen, Zuschneiden und Qualitätskontrolle von Textilien lassen sich pro Einheit abrechnen.

Vor- und Nachteile der Akkordarbeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmende

Sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmende bringt die Akkordarbeit Vorteile, kann aber ebenso mit einigen gravierenden Nachteilen einhergehen. Ein Vorteil der Akkordarbeit ist zum Beispiel der Anreiz, seine eigene Leistung zu steigern, sodass Beschäftigte ihren Verdienst direkt beeinflussen können.

Für Arbeitgeber bedeutet Akkordarbeit, dass die Arbeitsabläufe möglichst störungsfrei und prozessorientiert durchgeführt werden können. Während sich für Arbeitnehmende eine leistungsgerechte Entlohnung und eine bessere Kontrolle ihres Leistungsstands ergeben (Zeitakkord), profitieren Arbeitgeber durch die Arbeit im Akkord von einer einfachen Leistungskontrolle und einer verbesserten Produktionsplanung durch die Vorgabezeiten. Allerdings kann es passieren, dass Arbeitgeber die Zeitvorgaben möglichst knapp bemessen, um Leistung und Produktionsmenge zu steigern.

Nachteile der Akkordarbeit sind unter anderem der hohe Leistungsdruck. Da das Gehalt direkt an die Arbeitsmenge gekoppelt ist, darf die Leistung der Arbeitnehmenden nicht schwanken. Sind sie an einem Tag nicht so fit, wirkt sich das direkt auf ihre Entlohnung aus. Durch einen zu hohen Leistungsdruck kann es schnell zu einer Überbeanspruchung kommen und zu einem höheren Krankenstand. Arbeitnehmende melden sich eher krank, um Lohnausfälle schon bei leichten Leistungsabfällen zu vermeiden und stattdessen Lohnfortzahlung zu erhalten. Oder sie forcieren bewusst Störungen, etwa an Maschinen, um als Arbeitszeit geltende Betriebspausen zu erzwingen, und so Überlastung zu vermeiden.

Aber auch der Teamgeist kann bei der Akkordarbeit in Mitleidenschaft gezogen werden. Die unterschiedlichen Arbeitsgeschwindigkeiten können vor allem beim Gruppenakkord für Stress unter den Mitarbeitenden sorgen. Ein Arbeitnehmender mit jahrelanger Erfahrung schafft eine höhere Arbeitsmenge als jemand, der neu eingestellt wurde und (unbeabsichtigt) die Gruppenarbeit bremst.

Nicht zuletzt wirkt sich die schnelle Herstellung einer großen Menge von Produkten auf die Qualität aus. Die Folgen sind ein höherer Ausschuss und die Notwendigkeit, Produkte ggf. nachzubearbeiten. Langfristig können Qualitätskontrollen die Produktqualität sichern – das ist jedoch mit weiteren Kosten für den Arbeitgeber verbunden.

Vorteile der Akkordarbeit:

  • Hoher Leistungsanreiz für Arbeitnehmende (Mitarbeitermotivation)
  • Leistungsgerechte Entlohnung
  • Prozessorientierung aufgrund der reproduzierten Vorgabezeiten bei der Produktionsplanung
  • Verbesserte Leistungskontrolle für Arbeitgeber

Nachteile der Akkordarbeit:

  • Unrealistische Vorgabezeiten
  • Hoher Leistungsdruck
  • Überbeanspruchung der Arbeitnehmenden
  • Mehr Krankmeldungen
  • Mangelnde Produktqualität
  • Absichtliche Störungen
  • Geringer Teamgeist

Wie stellt man bei Akkordarbeit Qualität sicher?

Um Qualitätsrisiken zu minimieren, werden Zwischenprüfungen und Stichproben in den Arbeitsablauf integriert, sodass Fehlermengen früh erkannt und korrigiert werden. Eine Kombination aus Echtzeit‑Qualitätskontrollen und Soll‑Ist‑Vergleichen sorgt dafür, dass Tempo und Präzision in Balance bleiben.

Wie kann man faire Akkordlohnberechnungen garantieren?

Faire Akkordlöhne setzen eine transparente Kalkulation von Stückpreis oder Soll‑Zeit samt realistischen Zuschlägen voraus, damit weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber benachteiligt werden. Regelmäßige Überprüfungen der Vorgabezeiten und Anpassungen an Prozessänderungen verhindern schleichende Überbelastung.

Welche Software-Tools unterstützen die Abrechnung von Akkordarbeit?

Zeitgemäße Zeiterfassungs‑ und Produktionssysteme wie ERP-Module oder spezialisierte Apps ermöglichen die automatische Dokumentation von Stückzahlen und Zeiten. Sie berechnen Akkordzuschläge in Echtzeit, liefern Auswertungen für Controlling und passen Vorgabezeiten bei Prozessoptimierungen an.

Wie unterstützt rexx systems die transparente Zeiterfassung und Entlohnung nach Akkord?

rexx systems integriert eine automatisierte Zeiterfassung mit Leistungserfassung, sodass Stunden‑ und Akkorddaten in einer Plattform zusammengeführt werden. HR und Controlling können Akkordlöhne direkt in der digitalen Personalakte hinterlegen und in Echtzeit Abweichungen und Zuschläge nachvollziehen.

Wie integriert rexx akkordbasierte Vergütungsdaten in die digitale Personalakte?

rexx systems verknüpft Akkorddaten mit Arbeitszeit- und Lohnmodulen, sodass Leistungseinträge automatisch in dem Mitarbeiterprofil abgelegt werden. Das ermöglicht HR‑Teams, Entlohnung, Zuschläge und Historie revisionssicher zu dokumentieren und bei Bedarf sofort Auswertungen zu erstellen.

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