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Burnout
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Burnout

Ein erhöhtes Arbeitspensum und steigender Leistungs- sowie Zeitdruck in einer globalisierten und schnelllebigen Arbeitswelt fordern ihren Tribut. Immer mehr Beschäftige fallen wegen psychischer Erkrankungen aus, allen voran Burnout am Arbeitsplatz. Dabei sind Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Beschäftigten von zentraler Bedeutung für Unternehmen. Umso wichtiger ist es, Burnout in der Belegschaft rechtzeitig zu erkennen und präventiv zu vermeiden.

Definition: Was ist Burnout?

Der englische Begriff „burn out“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „ausbrennen“. Der US-amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger hat ihn in den 1970er Jahren eingeführt und beschrieb damit die starken Belastungen von Menschen in sozialen Berufen, die die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit überschritten und regelrecht „ausbrannten“. Bei einem Burnout handelt es sich allerdings nicht, wie allgemein oft angenommen, um eine medizinische Diagnose. Im ICD-11, der aktuellen Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (International Classifications of Diseases), wird Burnout als Syndrom klassifiziert, das den Gesundheitszustand beeinflusst, ist allerdings keine anerkannte Krankheit. Dort heißt es, dass Burnout „aus chronischem Stress am Arbeitsplatz hervorgeht, der noch nicht erfolgreich bewältigt wurde“. Es handelt sich um einen Zustand starker körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung aufgrund einer chronischen Überforderung sowie hohem Leistungsdruck im Beruf. Betroffene leben über einen längeren Zeitraum hinweg über ihre energetischen Verhältnisse, wobei sich der Erschöpfungszustand auch durch kurze Erholungsphasen nicht bessert. Von einem Burnout ist die Rede, wenn Erschöpfung und Überforderung über mehrere Wochen oder Monate anhalten. Besonders betroffen sind vor allem Beschäftigte in sozialen Berufen, wie zum Beispiel Ärzte, Kranken- und Altenpfleger, Lehrer, Sozialarbeiter oder Psychologen. Allerdings ist das Burnout-Syndrom nicht allein auf diese Berufsgruppen beschränkt und tritt nicht allein in der Berufswelt auf. Auch Menschen, die sich dauerhaft aufgrund alltäglicher Anforderungen und belastender Situationen überfordert fühlen, können von einem Burnout betroffen sein.

Welche Symptome sind typisch für ein Burnout-Syndrom?

Für einen Burnout gibt es keine eindeutigen Diagnosekriterien, da es sich um keine Krankheit im engeren Sinne handelt. Zudem können die Symptome individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Es gibt allerdings bestimmte Anzeichen, die oft mit einem Burnout in Zusammenhang gebracht werden. Dazu gehören im Wesentlichen drei Symptome.

  1. Chronische Erschöpfung und damit einhergehend Müdigkeit und das Gefühl einer andauernden Überforderung, wobei das Bedürfnis nach Ruhepausen steigt, aber die Erholung nicht lang anhält
  2. Verminderte Leistungsbereitschaft, da Betroffene Konzentrationsprobleme haben, antriebslos sind und ihre emotionale Belastbarkeit abnimmt
  3. Depersonalisierung und Entfremdung von der Arbeit, das heißt Betroffene können sich mit ihrer Arbeit nicht mehr identifizieren, ihnen gehen Freude und Begeisterungsfähigkeit verloren, stattdessen sind sie unzufrieden, gleichgültig und distanzieren sich emotional von ihren Aufgaben und den Mitmenschen

Oft gehen dem Burnout Schlafstörungen, Müdigkeit oder Antriebslosigkeit voraus. Umgekehrt ist durch ihn gleichermaßen das Risiko erhöht, andere psychische oder körperliche Erkrankungen zu entwickeln, wie zum Beispiel Depressionen oder Angststörungen. Der Burnout ist weder mit einem Erschöpfungssyndrom noch mit einer Depression zu verwechseln. Beide gehen mit Anzeichen einher, die denen eines Burnouts ähneln können. Der Arzt stellt bei einem ausführlichen Anamnesegespräch fest, ob es sich um einen Burnout, eine chronische Erschöpfung oder eine Depression handelt. Entscheidend ist dabei eine sorgfältige Diagnose, da beispielsweise bei einer Depression eine psychotherapeutische oder medikamentöse Behandlung sinnvoll ist, während bei einem Burnout bereits eine längere Auszeit hilfreich sein kann. Anders als bei einem Burnout gehen Depressionen zudem mit weiteren typischen Symptomen einher, wie zum Beispiel einem verminderten Selbstwertgefühl, negativen Gedanken und Gefühlen bezogen auf alle Lebensbereiche, Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken. Ein Burnout ist dagegen primär auf die Arbeit bezogen und es können insgesamt folgende Anzeichen auftreten:

  • Physische und psychische Erschöpfung
  • Müdigkeit
  • Mangelnde Freude
  • Starke Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Geringere Belastbarkeit
  • Frustration
  • Rückzug und soziale Isolierung
  • Angst- und Panikattacken
  • Gefühl der inneren Leere
  • Niedergeschlagenheit bis hin zu Depressionen
  • Muskelschmerzen und Verspannungen
  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Verdauungsprobleme
  • Verminderter oder erhöhter Appetit

Ursachen für Burnout am Arbeitsplatz

Der Burnout entwickelt sich schleichend über einen Zeitraum von wenigen Monaten bis hin zu einigen Jahren. Während kurzfristiger Stress durchaus eine gesunde körperliche Reaktion auf belastende Situationen darstellt, ist dauerhaft anhaltender Stress, der nicht mehr abgebaut werden kann, problematisch. Belastungen und Überforderungen, die über einen längeren Zeitraum andauern, können zu einem Burnout führen. Hierbei lässt sich zwischen verschiedenen Stressoren bzw. Faktoren unterscheiden:

  • Physische Faktoren: Lärm, Kälte, Hitze, Nacht- und Schichtarbeit, falsche Beleuchtung
  • Psychische Faktoren: Arbeits-, Zeit- und Leistungsdruck, unklare Aufgaben, ungenügender Informationsaustausch, hoher Termindruck, fehlende Zukunftsperspektive, eingeschränkter Handlungsspielraum, fehlende Abgrenzung zum Privatleben, regelmäßig flexibel und erreichbar sein, hohes Arbeitsaufkommen in weniger Zeit bewältigen zu müssen, Angst vor Arbeitsplatzverlust
  • Soziale Faktoren: mangelnde Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Leistungen, Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten (bzw. pflegenden Angehörigen), fehlende Entwicklungsmöglichkeiten
  • Individuelle Faktoren: hohe Anforderungen an sich selbst, Neigung zum Perfektionismus, Selbstüberschätzung und -überforderung, Zurückstellen eigener Bedürfnisse, reduzierte Stresstoleranz bzw. fehlende Kenntnisse mit Stress umzugehen und ihn zu reduzieren, schwaches Selbstwertgefühl, fehlende private Unterstützung

Bei der Entwicklung eines Burnouts spielen in der Regel mehrere dieser Faktoren zusammen. Entscheidend sind oft individuelle Aspekte in der Persönlichkeit der Betroffenen. Es gibt durchaus Beschäftigte, die hohen Arbeitsdruck ausgesetzt sind und gut damit zurechtkommen. Andere geraten dagegen in eine Stressspirale, etwa durch hohe Anforderungen an sich selbst. Sie können weniger gut mit Stress umgehen, neigen zum Perfektionismus oder stellen eigene Bedürfnisse zurück, um ein hohes Arbeitspensum dennoch zu bewältigen. Treffen beruflicher Stress und private Probleme aufeinander, beschleunigt sich der Prozess der Überlastung.

Was können Arbeitgeber tun?

Gesunde Mitarbeiter sind für Unternehmen das A und O. Vor allem Beschäftigte, die psychisch erkrankt sind, fallen oft längere Zeit aus. Dem DAK Psychoreport 2021 zufolge stieg von 2010 bis 2020 die Anzahl der Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen um 56 Prozent. Die Ausfallzeiten liegen durchschnittlich bei 30,3 Tage, wie der Fehlzeiten-Report der AOK von 2021 unterstreicht. Zum Vergleich: Bei allen anderen Krankheiten beträgt die Fehlzeit je Fall lediglich 13,8 Tage im Durchschnitt. Die Ausfallzeiten aufgrund der Diagnose Burnout (Diagnosecode Z73) haben sich zwischen 2011 und 2020 um nahezu 36 Prozent erhöht.

Erkranken Mitarbeitende an einem Burnout, spricht das in der Regel dafür, dass es im Unternehmen psychosoziale Belastungen gibt, die es zu identifizieren und bestenfalls zu beseitigen gilt. Immerhin entwickelt sich ein Burnout nicht über Nacht, sondern baut sich über einen längeren Zeitraum hinweg auf. Arbeitgeber und Führungskräfte tragen besondere Verantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten. Dem Arbeitsschutzgesetz nach sind sie sogar dazu verpflichtet, die Gesundheit und Sicherheit ihrer Angestellten zu gewährleisten und zu verbessern. Das heißt, bei erkennbaren Störungen und Belastungen besteht seitens des Arbeitgebers Handlungsbedarf. Arbeitnehmende wiederum sind dazu verpflichtet, auf den Arbeitgeber zuzugehen, sollte eine berufliche Gesundheitsbeeinträchtigung oder -gefährdung bestehen. Sie sind ebenfalls dazu angehalten, alles dafür zu tun, um wieder gesund zu werden, sollten sie einen Burnout entwickelt haben.

Unser Hörtipp: Die wichtigsten Aspekte zu dem Hochsensibilität im Beruf erklärt Ihnen im aktuellen Podcast rexxperts – Der HR Talk Christian Schneider, Business Coach aus Hamburg, der sich seit 10 Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt:

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Burnout-Prävention: Checkliste für Arbeitgeber

Der beste Gesundheitsschutz für die Mitarbeitenden ist es, wenn Unternehmen frühzeitig Ursachen für einen Burnout erkennen und erhöhte Belastungen reduzieren. Das gelingt mit einer Burnout-Prävention, die mehrere Aspekte betrifft.

  • Über Burnout informieren, um erste Anzeichen zu erkennen, z.B. mit aktiver Informationspolitik, Fortbildungsveranstaltungen oder Burnout-Seminaren zur Prävention
  • Burnout rechtzeitig erkennen: bei Verdacht auf einen Burnout: offen und taktvoll ansprechen, um gemeinsam eine passende Lösung zu finden (z.B. Stresstraining, Kuraufenthalt, Sabbatical); Probleme von Mitarbeitenden ernst nehmen und empathisch begegnen
  • Betriebsklima verbessern, z.B. mit Teambuilding-Maßnahmen, Anerkennung und Wertschätzung der Angestellten oder der Unterstützung Burnout gefährdeter Mitarbeiter
  • Arbeitsbelastung reduzieren und Entlastung schaffen, z.B. keine ständige Erreichbarkeit via Smartphone und E-Mail. Die Mitarbeiter nicht zu Workaholics werden lassen.
  • Arbeitszufriedenheit steigern, z.B. durch Transparenz der Arbeitsabläufe, Beteiligung der Angestellten an Entscheidungsprozessen, Verteilen eindeutiger Kompetenzen
  • Arbeitsorganisation verbessern, z.B. hierarchische Strukturen abbauen, die Kreativität und Motivation hemmen; Gestaltungsfreiräume schaffen sowie eigenständiges Planen und Entscheiden fördern
  • Offene Kommunikation und Kontakt zu Mitarbeitern pflegen, z.B. durch regelmäßige Mitarbeitergespräche; vertraute Atmosphäre schaffen, sodass Mitarbeiter Probleme, Sorgen oder Defizite offen ansprechen können
  • Berufliche Weiterentwicklung und Qualifizierung ermöglichen, z.B. Fortbildungen, Weiterbildungen, Arbeitsplatztausch, Job Enrichment, Job Enlargement
  • Familienfreundliche Atmosphäre und flexible Arbeitszeiten, z.B. Home-Office oder individuelle Zeitwünsche
  • Arbeitsdauer überprüfen, d.h. regelmäßige Überstunden vermeiden bzw. die Möglichkeit bieten, um gesammelte Überstunden zeitnah abzubauen
  • Regelmäßige Pausen und kurze Ruhezeiten, z.B. Bewegungs- oder Entspannungspausen
  • Gesundheitsprävention, z.B. Fortbildungen zu Ernährung, Bewegung, Stress, Zeitgestaltung etc.
  • Interne oder externe Kontaktstelle einrichten, die Beschäftigte bei psychischer Belastung oder Überlastung aufsuchen können.

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